Grenzen setzen für mehr Selbstwert: Ein Leitfaden
- Brian Neuhöfer

- 15. März 2023
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Juli

Hast du schon einmal das Gefühl gehabt, dass du von anderen ausgenutzt wirst oder dass deine Bedürfnisse immer hinten angestellt werden? Sich selbst Grenzen setzen ist eine Fähigkeit, die vielen Menschen schwerfällt. Dabei ist es jedoch essenziell, um ein gesundes und ausgeglichenes Leben zu führen. Oftmals fühlen wir uns überfordert, gestresst und ausgelaugt, weil wir uns zu viele Aufgaben und Verpflichtungen aufbürden. In diesem Artikel wirst du lernen, wie du dich von anderen abgrenzen, konsequent durchsetzen und gleichzeitig mehr Respekt und Selbstachtung für dich selbst schaffen kannst.
Diese Beispiele kennen wir aus dem Umgang oder dem Erziehen von Kindern: Du bist auf einer Geburtstagsparty deiner Cousine Julia, dein Neffe Tobias ist ebenfalls da. Nach dem Essen möchte Tobias noch Süßigkeiten zum Nachtisch - du siehst, wie Julia überlegt und die Grenze nicht klar setzt - keine Chance. Tobias spiegelt ihr das sofort, weil Kinder diese Unklarheit stark wahrnehmen und konkret reagieren. Julia ist frustriert und verletzt, denn sie meint es doch nur liebevoll.
Vielleicht ist Grenzen setzen ja ein bisschen wie Kochen, wird man wirklich gut durch ein spezielles Rezept? Oder sind es vielleicht immer wieder Experimente? Wie nach Omas Gemüsesuppe, die Entscheidung zu fällen: Nächstes Mal schaue ich ihr beim Kochen über die Schulter.
Lass uns den Begriff "Grenze" transformieren zu "Raum" - weshalb das so wichtig ist, wirst du nach dem Artikel verstehen.
#1: Warum ist es so wichtig, Grenzen zu setzen?
Das Setzen von Grenzen ist für unser Wohlbefinden unerlässlich. Wenn wir unsere Grenzen kennen und respektieren, fühlen wir uns sicherer und selbstbewusster in unseren Beziehungen und unserem Leben. Indem wir unsere Grenzen deutlich machen, können wir auch unsere Bedürfnisse klarer kommunizieren und sicherstellen, dass sie erfüllt werden. Ohne Grenzen können wir uns schnell überfordert, gestresst und unglücklich fühlen. Ebenfalls hilft es uns von ungesunden Beziehungen oder Verhaltensweisen zu distanzieren, die uns schaden könnten.
Es erfordert Mut und Selbstreflexion, um die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und diese auch zu kommunizieren. Aber es lohnt sich, denn nur so können wir uns vor Überforderung und Stress schützen und uns selbst mehr achten und respektieren.
#2: Was passiert, wenn man seine Grenzen nicht einhält?
Wenn man seine Grenzen nicht einhält, kann dies zu emotionaler Belastung, Stress, Überforderung und sogar zu körperlichen Beschwerden führen. Indem man sich zu viel zumutet oder sich anderen zu sehr anpasst, kann man das eigene Wohlbefinden vernachlässigen und sich selbst ausbeuten. Auch kann es dazu führen, dass man sich von anderen ausgenutzt fühlt und sich in unangenehmen Situationen wiederfindet.
Durch das Setzen und Einhalten von Grenzen erlangt man mehr Selbstachtung und Selbstvertrauen, um ein ausgeglicheneres und gesünderes Leben zu führen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass das Setzen von Grenzen kein egoistisches oder unfreundliches Verhalten ist. Es geht vielmehr darum, sich selbst und seine Bedürfnisse zu respektieren und zu schützen, um eine gesunde Balance im Leben zu finden.
Wenn wir uns selbst Grenzen setzen, signalisieren wir anderen auch, dass wir uns selbst respektieren und erwarten, dass sie uns ebenfalls respektieren. Dadurch können wir auch gesündere Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen und uns in unserem Umfeld wohler fühlen.
Ändere deinen Blickwinkel und trainiere dein Bewusstsein:
Entscheiden wir uns gegen andere oder in Wirklichkeit viel eher für uns?
Wie viel kann ich dem anderen wirklich helfen, wenn meine Batterien leer sind?
Wie findest du Menschen, die sich innerlich und äußerlich für jeden verbiegen und ständig Ja sagen? Möchtest du so sein?
Gerade wenn bestimmte Menschen oft um Hilfe fragen: gebe ich ihnen nicht ein Stück weit ihre Selbstwirksamkeit zurück?
Welche Energie/Einfluss habe ich übrig für meinen Job, meinen Freunden oder der Familie, wenn ich anfange mich gesund und positiv abzugrenzen?
Wissen die entsprechenden Menschen von deinen Regeln? Es wird Zeit, die Kommunikation zu stärken!
#3: Welche Strategien gibt es, um Grenzen zu setzen?
Um erfolgreich Grenzen setzen zu können, gibt es einige wichtige Schritte zu beachten. Zunächst einmal solltest du dir bewusst machen, welche Bedürfnisse und Werte für dich persönlich wichtig sind. Nur wenn du deine eigenen Grenzen kennst, kannst du diese auch anderen gegenüber kommunizieren. |
1. Nimm dir Zeit zum Prüfen, du musst nicht sofort antworten. Bist du dir mit einer Sache nicht sicher, schlafe eine Nacht darüber oder kommuniziere: Das weiß ich jetzt gerade nicht, ich melde mich innerhalb des Tages zurück.
2. Verfalle nicht ins Erklären oder Rechtfertigen: Nicht jeder wird deine Grenzen verstehen und das ist auch in Ordnung so.
3. Sei transparent, wenn es angebracht ist: Deine beste Freundin fragt dich, wieso du nicht zu der Geburtstagsparty von XY kommst. Erkläre dich nicht, sondern sprich ehrlich mit ihr ÜBER das Thema, weshalb du nicht zu der Party kommst. Eine Verteidigungshaltung sorgt nur für Egoaktivierung.
4. Du fühlst dich schuldig, nachdem du deine Grenze gesetzt hast? Nimm das bewertungsfrei wahr, dass es eine Phase deiner Heldenreise ist. Lerne diese neue Fähigkeit durch Versuch und Irrtum.
5. Gehe kleine Schritte und prüfe für dich: in welchen Bereichen oder zu welchen Menschen sage ich zu oft "Ja", obwohl ich mich danach schlecht fühle? Setze dort um, ganz gleich wie klein der erste Schritt ist.
6. Klarheit siegt: Energie ist wichtiger als die Formulierungen. Ein klares "Nein" ist stärker als ein schwammiges Rechtfertigungsplädoyer.
7. Sorge für Zeitmanagement: Plane deine Zeit so, dass du genügend Zeit für dich selbst hast. Nimm dir bewusst Auszeiten und achte darauf, dass du nicht ständig erreichbar bist.
8. Grenzen können sich im Laufe der Zeit ändern und sollten regelmäßig überprüft und angepasst werden.
9. Grenzen können auf verschiedene Arten gesetzt werden, beispielsweise durch klare Kommunikation oder durch das Setzen von Prioritäten.
#4: Wie kann Emotionscoaching beim Grenzen setzen helfen?
Julia ist in einem dysfunktionalen Zuhause aufgewachsen, in dem Wutausbrüche zum Alltag gehörten. Sie hat sich geschworen, dass ihre Kinder es besser haben werden: „Laut werden ist tabu – lieber eine Helikoptermutter, als so zu werden wie mein Vater.“Auch wenn solche Schutzmechanismen oft unbewusst ablaufen, fällt es Julia selbst 20 Jahre nach dem Auszug und dem Kontaktabbruch zu ihrem Vater schwer, persönliche Grenzen zu setzen.
Wenn es um das Thema Grenzen setzen geht, hilft es, sich unsere inneren Motivationssysteme genauer anzusehen. Neurologisch streben wir nach Grundbedürfnissen, die sich in verschiedene Richtungen ausrichten – etwa nach Nähe, Geborgenheit und Harmonie einerseits und nach Selbstbehauptung, Einfluss und Autonomie andererseits.
Diese beiden Pole lassen sich auch als gegensätzliche Kräfte innerhalb unseres inneren Erlebens begreifen – ähnlich wie zwei „Räume“, in denen wir uns aufhalten.Stell dir vor, deine Psyche ist wie eine Wohnung mit vier Räumen. In einem lebt dein Bedürfnis nach Zugehörigkeit, in einem anderen dein Wunsch nach Wirksamkeit. Mit einer Wärmebildkamera könnte man sehen, wo du dich besonders häufig aufhältst.
Julia aus dem Beispiel „wohnt“ fast ausschließlich im Raum der Rücksichtnahme und Anpassung. Ihr Vater hingegen war ständig im Raum der Durchsetzung unterwegs – laut, impulsiv, kontrollierend.
Und vielleicht wird dir jetzt klar: Eine persönliche Grenze zu ziehen bedeutet nicht nur „nein zu sagen“, sondern den eigenen Raum überhaupt zu bewohnen – also emotional präsent zu sein.
Im Coaching schauen wir gemeinsam:
– Welche Erfahrungen führen dazu, dass du dich in bestimmten Räumen kaum aufhältst?
– Welche inneren Glaubenssätze, belastende Erlebnisse oder familiäre Muster hindern dich daran, dich klar abzugrenzen?
– Welche inneren Anteile überkompensieren ein altes Gefühl von Ohnmacht – und wie kannst du sie integrieren?
Wir arbeiten also mit Themen wie Stressprägungen, emotionalen Blockaden und inneren Loyalitäten, um die innere Balance zwischen „Harmoniebedürfnis“ und „Durchsetzungskraft“ wiederherzustellen.
Ich lege dir einen Folgebeitrag ans Herz, für genau dieses Thema: Beitrag




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