Coping-Stile: Wie löse ich meine Probleme?
- Brian Neuhöfer
- 29. März 2024
- 10 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Apr.

Dein Abenteuer in der Welt der Copingstrategien
Stell dir vor, du stehst an einem Scheideweg – der Alltag drängt dich, und plötzlich merkst du, dass du in alten, festgefahrenen Mustern feststeckst. In solchen Momenten können deine inneren Ressourcen darauf warten, von dir entdeckt und genutzt zu werden. In diesem Beitrag lade ich dich ein, mehr über Copingstrategien zu erfahren – praktische Werkzeuge, die dir helfen, mit Stress umzugehen und dein Leben bewusster zu gestalten.
Jeder von uns hat seine höchst individuellen Bewältigungsstrategien, doch eins ist entscheidend: bringt dich diese ans Ziel? Und wenn ja, unter welchen Umständen?
Vorsicht: Es wird ein wenig Text werden und ich vermittle vielleicht stumpfe Informationen, wenn es um die Vielfalt der Strategien geht. Sich der Varianz der Coping-Strategien bewusst zu werden, ist jedoch der erste Schritt. Also bleib dran! Am Ende wartet eine wunderbare Übung auf dich.
Überschrift #1: Copingstrategien - Mehr als nur ein Automatismus
Überschrift #1: Copingstrategien – Mehr als nur ein Automatismus
Im Englischen bedeutet „to cope“ so viel wie „umgehen“ oder „bewältigen“. Doch Coping ist weit mehr als ein bloßer Reflex:
Es sind die Strategien, die du – bewusst oder unbewusst – entwickelst, um Stress, Krisen und alltägliche Herausforderungen zu meistern.
Egal, ob du morgens überlegst, welche Hose du anziehst oder vor großen Entscheidungen stehst – du bist ständig Problemlöser.
Doch entscheidend ist: Welche Strategie passt zu welchem Problem? Nur wenn du den Zugang zu deinen inneren Ressourcen findest, kannst du flexibel und wirkungsvoll auf Stress reagieren.
Wichtig ist:
Flexibilität: Je variabler du in deinen Copingstilen bist, desto resilienter bist du.
Bewusstwerdung: Erkenne, welche Muster dir in der Vergangenheit gedient haben und welche dich heute blockieren.
Kontext: Nicht jede Strategie ist in jedem Moment funktional – der richtige Ansatz hängt immer vom aktuellen Stressor ab.
Stell dir vor, dein Geist ist ein flexibles Netzwerk aus neuronalen Straßen. Manche Wege kennst du wie deine Westentasche – sie sind bequem und vertraut, aber oft führen sie dich in Sackgassen. Genau hier kommt die Magie des Bewusstsein ins Spiel. Mit gezielter Reflexion und neuen Strategien lernst du, diese alten Routen zu verlassen und aufregende, unerforschte Wege zu beschreiten.
Ein Problem ist erst ein Problem, wenn du keinen Zugang zu deinen Ressourcen hast.
Überschrift #2: Resilienz und Coping – Untrennbar verbunden
In der Forschung zum Thema Resilienz scheiden sich die Geister. Doch in einem sind sich die Experten sicher: Coping und Resilienz gehört zusammen und bedingen einander. Untersuchungen zeigen, dass eine hohe Flexibilität und Varianz in den Copingstilen zu einer gesteigerten Resilienz führt. Gleichzeitig gibt es andere Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass eine gesteigerte Resilienz zu wirkungsvolleren Copingstrategien führt. Wie man das Pferd auch aufzäumt: am Ende gehört das beides untrennbar zusammen.

Überschrift #3: Die Vielfalt der Copingstrategien – Mehr als nur ein Mittel zum Zweck
Im Jahr 1989 entwickelten die Forscher Carver, Scheier und Weintraub die sogenannte COPE-Skala (Carver, Scheier Weintraub, 1989). Diese Umfrage umfasst 15 (ursprünglich 14) übergeordnete Coping-Strategien von Individuen. Laut den Forschern lassen sich diese Strategien in neun funktionale und sechs dysfunktionale Strategien unterteilen. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass nicht jede Strategie pauschal als funktional oder dysfunktional betrachtet werden kann, da der Kontext oder die Zeitspanne des Copings eine entscheidende Rolle spielen.
Deshalb wird in dieser Übersicht eine Klassifizierung der Strategien in Coping-Stile vorgestellt:

"Der Mensch hat nie ein Material geschaffen, das so widerstandsfähig ist, wie der menschliche Geist." – Sir Bernard Williams
Aktives Bewältigen
Aktives Bewältigen ist wohl die vielseitigste unter den Bewältigungsstrategien und daher auch in seiner Definition recht unscharf. Aktives Bewältigen kann alles umfassen, was sich direkt mit dem Problem, dem Stressor oder der Belastung auseinandersetzt. Die American Psychological Association (APA) definiert aktives Bewältigen als eine Stressbewältigungs-strategie, bei der eine Person direkt daran arbeitet, einen Stressor durch angemessenes, gezieltes Verhalten zu kontrollieren, indem sie die Verantwortung für die Lösung der Situation mithilfe ihrer verfügbaren internen Ressourcen übernimmt. Diese Art von Bewältigungsstrategie kann verschiedene Formen annehmen, wie zum Beispiel die Änderung etablierter Gewohnheiten.
Es gibt zahllose Beispiele für aktives Bewältigen, da dies eine der Strategien ist, die wir alle mehr oder weniger häufig anwenden. Daher überrascht es nicht, dass viele der unten beschriebenen Bewältigungsstrategien uns dazu befähigen, letztendlich aktives Bewältigen zu betreiben.
Planung
Unterdrückung konkurrierender Aktivitäten
Positive Neubewertung und Wachstum
Zurückhaltung
Soziale Unterstützung (emotional und instrumentell)
Religion
Humor
Fokus auf und Loslassen von Emotionen
Verweigerung
Mentaler Rückzug
Verhaltensrückzug
Akzeptanz
Alkohol und Drogen
Stressessen – Sekundäres Bewältigen

Überschrift #4: Strategien flexibilisieren
Wir alle haben die Möglichkeit auf eine der Coping-Mechanismen zurückzugreifen, nur ist entscheidend, welche Programme und Muster wir verinnerlicht haben. Das Gewohnte und Bekannte signalisiert uns stets Komfort und Sicherheit. In Notsituationen (Stressoren), fallen wir immer auf die Qualität unserer Systeme zurück. Die Systeme sind in dem Fall die genannten Bewältigungsstrategien. Neuroplastizität und Neurogenese ermöglichen uns jedoch lebenslanges Lernen und eine Flexibilität in der Bewältigung von Problemen. Proaktives Coping könnte jetzt bedeuten, eines der eigenen Probleme mit einer anderen Coping-Strategie anzugehen. Zu wissen, welche Möglichkeiten man hat, erleichtert oft den Umgang mit neuen Situationen oder altbekannten Stressoren.
“I believe resilience is the secular word for faith." - Richard Rohr
Nach Richard Rohr ist Resilienz das weltliche Wort für Glauben. Spiritualität ist ein wichtiger Schutzfaktor in der Resilienzforschung. Der persönliche Glaube gibt vielen Menschen in Krisen Halt und Kraft.
Überschrift #5: Fazit
Letztendlich ist es gar nicht so wichtig, welche Strategie man zur entsprechenden Situation anwendet. Wichtig ist nur, dass sie passgenau ist und an das individuelle Ziel führt. Angepasstes Coping bedeutet Funktionalität und auch erst dann ist die Stressregulation nachhaltig. Ganz platt: für einen Nagel brauche ich einen Hammer.
Wenn ich als Kleinkind bockig und trotzig auf Stressoren reagiert habe, war das zu der Zeit in Ordnung. Tue ich das in einigen Situationen heute noch, ist es wie Windows 98 auf einem Mac. Die Coping-Strategie (Software) passt nicht mehr zur Erwachsenenwelt (Hard-ware).
Für einige ist der Zugang zu bestimmten Coping-Strategien schwerer als für andere. Während die beste Freundin sich problemlos bei mir meldet und ihr Herz ausschüttet,
kann es mir schwerfallen, das Gleiche zu tun. Ich könnte mich schämen oder mich schuldig fühlen, falls ich zu viel Raum einnehme oder "andere damit belaste".
Stell es dir so vor: für jede Copingstrategie hast du gewisse neuronale Netzwerke. Diese gleichen einer Autobahn. Fährst du seit Jahren diese Strecke, kennst du dich bestens dort aus und wirst in Not immer diesen Weg wählen. Hier ist Mentaltraining enorm hilfreich, weil nicht nur neue Strategien erlernt werden, sondern auch Scham/Schuld Mechanismen gelöst, die uns den Zugang zu einigen Strategien erschweren.
Funktionales Coping führt zu mehr Resilienz, einem besseren Wohlempfinden und hilft auf dem Weg durch das Meer des Lebens.
Wie emotionale Intelligenz deine Coping-Fähigkeiten stärken kann, findest du hier: Blogbeitrag - Emotionale Intelligenz
Im Anhang findest du das Ressourcenrad. Nimm dir 10-15 Minuten Zeit und werde dir deiner Ressourcen bewusst. Und eins: Unterschätze die Kraft solcher Übungen nicht. Sie dienen immer dazu, uns Bewusstsein zu geben. Das was dir bewusst ist, kannst du verändern. Viel Spaß!
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