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Ikigai: Wie du Flow im Alltag findest

Aktualisiert: 18. Apr.

Wasserfall

Vor einiger Zeit habe ich ein aktuell populäres Buch gelesen: Ikigai. Einfach übersetzt könnte man sagen: Die Leidenschaft, die dem Leben einen Sinn sowie Freude verleiht. Nachdem ich das Buch beendet habe, legte ich es zur Seite und dachte in voller Demut: Ich habe nicht einmal ein Zehntel der Philosophie "begriffen". Kognitiv verstanden? Absolut. Aber die tiefere Wahrheit in diesem Lebensmotto? Nein, ganz und gar nicht.


Und in den darauffolgenden Wochen passierte etwas Spannendes..



Überschrift #1: Leidenschaft


Schon seit ich denken kann, finde ich Menschen spannend, die irgendetwas mit Leidenschaft ausüben. Ich erinnere mich an meinen Onkel, der leidenschaftlich seinen Gemüsegarten ausbaute. Oder an meine Schwester, die mit voller Freude im meterhohen Gras hockte und Insekten inspizierte. Heute sind es Freunde oder Bekannte, die leidenschaftlich ihr Geschäft führen oder ihren Sport lieben und ausbauen. Ich liebe das. Diese Menschen haben sich in ihrem Tun gefunden. Manchmal leuchten sogar ihre Augen, wenn sie davon erzählen. Und das Schöne daran? Leidenschaft verfolgt in erster Linie keinem kommerziellen Zweck. Spannenderweise verdienen solche Menschen aber irgendwann mit ihrer Leidenschaft sogar Geld. Da denke ich an J.K. Rowling, Banksy oder auch Steve Jobs. Entstanden aus der Liebe, Neugier, Lust und Freude am Tun.


Ich denke, dass jeder Mensch das innere Fundament für eine Leidenschaft hat. Oft erkennen und finden wir diese aber erst, indem wir mutig sind und uns ausprobieren.


Leidenschaft ist ein intensiver Zustand, der dich antreibt und erfüllt, wenn du etwas tust, das dir wirklich am Herzen liegt. Es ist mehr als nur Interesse oder Hobbys – es ist ein tiefer innerer Antrieb, der dich motiviert, Zeit und Energie in dein Lieblingsthema zu investieren, auch wenn es schwierig wird.


Leidenschaft gibt deinem Leben Richtung und lässt dich Hindernisse überwinden, weil sie dir ein klares „Warum“ liefert. Dabei ist sie gleichzeitig inspirierend und befreiend, denn sie hilft dir, authentisch zu sein und deine eigenen Werte zu leben.


Und dann gibt es Menschen, die solche Zustände im Erledigen von alltäglichen Arbeiten erleben? Abgefahren oder? Wie soll das gehen?


Überschrift #2: Flow


Flow – ein Begriff, der von Mihály Csíkszentmihályi geprägt wurde – ein Zustand, der beschreibt, wie man völlig in einer Tätigkeit aufgeht und Zeit, Selbstbewusstsein und äußere Ablenkungen vergisst. Flow entsteht, wenn Herausforderungen und eigene Fähigkeiten in einem harmonischen Verhältnis stehen. Flow-Zustände geben dir ein intensives Gefühl von Zufriedenheit und Selbstbestätigung. Dieses Erleben kann dein Bewusstsein dafür schärfen, was für dich im Leben wirklich wichtig ist – ein Kernelement des Ikigai, das aus Leidenschaft, Mission, Beruf und Berufung besteht.


Hier ein paar Verbindungen:


  • Tätigkeiten, die Flow erzeugen, entsprechen oft deinem Ikigai: Wenn du Dinge tust, bei denen du so vertieft bist, dass du alles um dich herum vergisst, machst du wahrscheinlich genau das, was dir wirklich am Herzen liegt. Diese Aktivitäten können ein zentraler Bestandteil deines Ikigai sein.


  • Kontinuierliche Selbstentfaltung: Indem du regelmäßig Flow-Erfahrungen machst, stärkst du dein Gefühl der Selbstwirksamkeit und Kreativität. Das wiederum fördert die Entdeckung und Verwirklichung deines Ikigai, da du immer besser verstehst, welche Talente und Leidenschaften in dir stecken.


Ein Fluss mit Deko über dem Wasser hängend
Häufig leidet man daran, dass man zwar viel Arbeit, aber keine Aufgabe hat - Hellmut Walters

Überschrift #3: Ikigai


Die vier Säulen, die Ikigai tragen:

  • Leidenschaft: Es geht darum, jene Dinge zu finden, die dein Herz höher schlagen lassen. Es ist das Feuer, das dich antreibt, auch wenn der Weg steinig ist.

  • Begabung: Hier findest du deine natürlichen Fähigkeiten – das, was dir leicht fällt und in dem du dich so oft übst, dass es fast zur zweiten Natur wird.

  • Bedürfnis: Es ist der Aspekt, der den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus lenkt: Was braucht die Welt? Wie kannst du deine Gaben sinnvoll einsetzen, um das Leben anderer zu bereichern?

  • Beruf: Letztendlich muss das, was dich erfüllt, auch ein Fundament bieten – nicht immer im materiellen Sinn, aber zumindest so, dass du dich in deinem Tun anerkannt fühlst.


Ikigai Modell


Überschrift #4: Ansprüche - der Ikigai und Flow-Killer

Vor einigen Tagen bin ich an einer geschäftlichen Aufgabe maßlos gescheitert. Die 1:1 Arbeit oder das Training in Gruppen fällt mir unfassbar leicht, dort lebe ich meine Leidenschaft und mein Ikigai. Jedoch ist die betriebswirtschaftliche Seite meiner Selbstständigkeit oft zäh: Steuern, Marketing, Buchhaltung usw. - Dinge, die mir nicht unbedingt Spaß machen. Und nachdem ich 3-4 Stunden in eine Aufgabe investiert habe, und keinen Output hatte, war ich frustriert. Der Arbeitstag war eh lang, also habe ich aufgehört und bin zum Sport gefahren. Kaum etwas wird besser, wenn man es erzwingt. Manchmal nehme ich mir bewusst eine Pause und starte dann nochmal mit neuen Ideen und einem anderen State: Eine für mich sehr wichtige Eigenschaft, wenn es ums Neu-Lernen geht.


Am nächsten Morgen passierte etwas Spannendes: Ich war in einem 1:1 Termin mit einem Mann. Es ging um ein berufliches Thema: Verantwortung und Umsetzung (Das beides hängt übrigens sehr stark zusammen).


Und durch sein Anliegen habe ich plötzlich etwas Fundamentales für mich verstanden: Es sind die Ansprüche, die unser Ikigai und Flow killen und sabotieren.


Das klingt vielleicht banal. Nur mir fiel es wie Schuppen von den Augen. An diesem besagten Tag fehlte mir eins: Demut. Meine Ansprüche an dem Tag waren in der Aufgabe so hoch (das schaffe ich in ein paar Stunden), dass ich nur scheitern konnte. Und so langsam sickerte etwas in mein Bewusstsein: Was ist, wenn Ikigai und Flow entstehen, wenn Aufgaben mit Demut und Hingabe gelebt werden, unabhängig vom Output?


Was meine ich damit? Vielleicht kennst du die 10.000 Stunden Regel von Malcom Gladwell: Diese Regel besagt, dass man etwa 10.000 Stunden gezieltes Üben benötigt, um in einem Bereich Meisterschaft zu erreichen. Dabei steht nicht die reine Stundenzahl, sondern die qualitativ hochwertige, bewusste Praxis im Vordergrund = absichtsvoll zu Lernen. Also Sonntags nicht nur der Freude wegen auf den Tennisplatz und 60 Minuten spielen, sondern ein Ziel klar zu machen, sich auszurichten, besser werden zu wollen und das eigene Spielen zu reflektieren und analysieren.


Das wahrhaftige Durchdringen einer Aufgabe entsteht erst, wenn man sich wirklich damit beschäftigt: Die Basics lernt, die Haltung - und das mit Offenheit, Neugier und vielleicht sogar einer Prise Demut. Ich erinnere mich an einen jungen Unternehmer aus den Staaten: Selbstständig mit einer Fenster-/Glasreinigungsfirma. Leicht könnte man auf den Gedanken kommen: Naja, die Fenster kann ich jawohl selbst auch gut putzen. Doch ich habe noch nie jemanden gesehen, der so effizient und genau Fenster gereinigt hat. Daraus ist ein Geschäft entstanden, weil er einen Handreiniger entworfen hat, der müheloses und streifenfreies Reinigen ermöglicht. Hätte dieser Mann die Haltung gehabt (naja das kann ja jeder), hätte er damit vielleicht niemals angefangen.


Du kannst es in jeder Aufgabe zur Meisterschaft bringen. Und ich glaube: Die Demut vor den "kleinen" Aufgaben zu haben, hilft da enorm. Und hier kommt meine Erkenntnis ins Spiel: Ich bin mir gewusst geworden, wie ich über viele "normale" Aufgaben denke. In unser westlich geprägten Turbo-Finanzwelt würden die Wenigsten auf die Idee kommen, dass Fenster reinigen eine gleichwertige, also genauso würdige, ehrenvolle und tüchtige Aufgabe ist, wie die eines Anwalts. Was ist aber, wenn sich die komplette Haltung dazu verändern würde? Fenster Putzen ist genauso relevant wie die Aufgaben eines Anwalts? Und ich meine lediglich die Haltung, nicht zwangsläufig die Ergebnisse.


Weißt du worauf ich hinaus möchte?


Wenn wir uns das Buch Ikigai nämlich anschauen, ist es genau das: Beobachtungen aus Japan zeigen die Leidenschaft im Alltag/Beruf - das penible Säubern einer Reinigungskraft, das leidenschaftliche Töpfern eines Keramikers, der freudige und hoch-performante Gärtner, der vollständig. in seinem Tun aufgeht. Wie soll ich mich jedoch einer Aufgabe hingeben, wenn ich Vorurteile, Vergleiche oder Abwerte?


Stell dir vor, du bist ein Geschäftsinhaber und dein Ziel ist es, jeden Monat 10 Neukunden zu gewinnen. Dann liegt der Fokus und damit deine Aufmerksamkeit beim Output. Was ist, wenn es darum ginge, sich auf die Herausforderung zu fokussieren - und damit auf die Identität, die ich entwickle, während ich die Aufgabe erledige?


Dann sind es nicht die 10 Neukunden, sondern die zu entwickelnde Identität, die fähig ist, 10 Neukunden zu gewinnen. Dann passiert Folgendes: Neue Fragen = neue Antworten. Dann geht es um Werte, Haltung und Charakterstärken.


So lassen sich Ziele dann im Übrigen auch viel besser genießen.


How we do anything is how we do everything - Aristoteles
Ein Twitterpost an einer Hausfassade

Überschrift #5: Fazit

Ich habe verstanden, dass Ikigai weit mehr ist als nur ein schickes Schlagwort – es ist ein Zustand, den wir in jedem Moment unseres Alltags leben können. Nach dem Lesen des Buches und den ganzen Überlegungen zu Leidenschaft, Flow und dieser besonderen inneren Hingabe wurde mir klar: Es geht nicht nur um das kognitive Verstehen, sondern vor allem ums Erleben.


Was mich wirklich berührt hat, ist die Erkenntnis, dass wahre Leidenschaft nicht nur in den großen, spektakulären Momenten steckt. Oft sind es die unscheinbaren, alltäglichen Aufgaben, die uns herausfordern und zugleich die Möglichkeit bieten, uns selbst neu zu entdecken. Es ist dieser innere Antrieb, der mich dazu bringt, auch das scheinbar Banale mit Hingabe anzugehen – und genau darin liegt der Zauber meines Ikigai.


Für mich bedeutet Ikigai, das, was ich liebe, das, worin ich gut bin, das, was die Welt braucht und das, was mir auch im praktischen Sinne Halt gibt, miteinander zu verbinden. Es erinnert mich immer wieder daran, dass es nicht immer um den Output gehen muss, sondern darum, wer ich dabei werde. Jeder einzelne Tag bietet so die Chance, ein Stück näher an mein wahres Selbst zu kommen – mit all seinen Herausforderungen und Freuden.


Wie Aristoteles schon sagte: "How we do anything is how we do everything." Und in diesem Sinne lade ich mich selbst (und euch alle) ein, weiter zu experimentieren, zu lernen und jeden kleinen Moment als Teil dieser unendlichen Reise zu feiern. Denn am Ende zählt, wie authentisch wir leben und wie sehr wir bereit sind, in jedem Augenblick unser Ikigai zu entfalten.

 
 
 

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