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Ich will doch nur das Beste für dich: Wie wir unbewusst Kontrolle über andere ausüben

Aktualisiert: 18. Apr.

Bild mit den Wörtern "Love is"

„Aber ich will doch nur das Beste für dich.“ – „Es tut mir so leid, was du durchmachst.“ – „Es ist wirklich schade, dass du dein Potenzial nicht voll ausschöpfst.“


Kennst du diese Sätze? Sie klingen vielleicht fürsorglich, doch oft verbergen sich dahinter Mitleid, eine subtile Arroganz und der unbewusste Versuch, andere klein zu halten. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Dynamiken, die hinter solchen Aussagen stecken. Wir schauen uns an, warum wir manchmal im Mitleid verharren, was es mit dem „Wollen“ und der „Ablehnung“ auf sich hat und wie wir durch Mitgefühl statt Mitleid echte Unterstützung bieten können. Du wirst garantiert etwas für dich mitnehmen.


Überschrift #1: Mitleid - das verdrehte Mitgefühl

Überschrift #2: Wollen- und Ablehnung


 

Überschrift #1: Mitleid - das verdrehte Mitgefühl


Einen Menschen so sein zu lassen, wie er ist – für mich eine der größten Künste überhaupt. Ohne Mitleid, ohne Erwartungen oder Wünsche für den anderen. Bedingungslose Akzeptanz. Du bist gut, so wie du bist, mit all deinen Facetten. Ich sehe dich – und nehme dich an. Aber ist das wirklich immer so einfach? Dieses Thema liegt mir besonders am Herzen, denn ich beobachte es immer wieder: Menschen wünschen sich etwas für andere und verlieren dabei den Blick für den anderen – sie bleiben letztlich nur bei sich selbst:


  • Weil sie mal etwas Blödes erlebt haben, woran sie erinnert werden

  • Weil sie sich wünschen, dass der andere das tut, was man selbst nicht kann

  • Weil sie sich besser fühlen, wenn es dem anderen besser geht

  • Weil sie Angst haben, ihre eigenen Schwächen zu erkennen

  • Weil sie glauben, sie wüssten, was das Beste für den anderen ist

  • Weil sie sich selbst durch die Veränderung des anderen entlasten möchten

  • Weil sie unbewusst versuchen, Kontrolle über die Situation zu gewinnen

  • Weil sie vermeiden wollen, sich mit ihrer eigenen Verletzlichkeit auseinanderzusetzen

  • Weil sie meinen, durch den anderen ihr eigenes Leben "reparieren" zu können

  • Weil sie sich schwer damit tun, den anderen einfach sein zu lassen, ohne Erwartungen

  • Weil sie ihre eigenen unerfüllten Träume in den anderen projizieren


"Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Absichten"

Mitleid sieht nur das Leid und schafft Distanz, während Mitgefühl verbindet und echte Unterstützung aus einem offenen Herzen ermöglicht. Stell dir vor, du bist traurig. Fünf Menschen stehen um dich herum und bemitleiden dich: „Oh, du Arme/r.“ Was würde das mit dir machen? Wir rutschen oft unbewusst ins Mitleid – und vielen ist gar nicht klar, was das bewirkt. Durch Mitleid stellen wir uns über den anderen und machen ihn dadurch klein.


Mitgefühl hingegen schafft Gleichwertigkeit: „Ich sehe dich, auch wenn es gerade schwer für dich ist. Du schaffst das. Ich bin für dich da – aber ich übernehme nicht die Verantwortung für dich.“


Mann auf einer Parkbank

Überschrift #2: Wollen- und Ablehnung


Jedes Mal, wenn ich im Mitleid bin oder möchte, dass mein Gegenüber anders ist, entsteht ein Wollen. Und jedes Wollen erzeugt gleichzeitig Ablehnung.


Wollen + Ablehnung = Stress.


Heißt das jetzt, dass ich nichts mehr wollen darf? Nein.


Es gibt einen feinen, energetischen Unterschied: Jedes Mal, wenn ich in einem Über-Wollen bin, verhandle ich mit dem Status Quo – mit dem Leben. Ich akzeptiere nicht, dass es so ist, wie es ist, oder dass jemand so ist, wie er ist.


„Aber ich kann doch Straftaten, Grausamkeiten usw. nicht akzeptieren?“ Doch.

Etwas anzunehmen – jemanden anzunehmen, wie er oder sie ist – bedeutet nicht, dass man nichts verändern oder jemanden nicht zur Rechenschaft ziehen darf oder kann.


Nehme ich etwas an, verschwindet der innere Kampf. Und aus diesem Zustand heraus kann ich wählen: Bleibe ich in der Situation, verändere ich etwas – oder verlasse ich sie bzw. die Person.


Ein Beispiel: Ein junger Teenager kommt zu mir ins Coaching. Seine Mutter hat entschieden, dass es „so nicht weitergehen kann“. Der Junge leidet unter Migräneanfällen, ist eher träge, weniger interessiert und lebt überwiegend in der Onlinewelt.


Die Mutter ist als engstes Bezugssystem besonders prägend für das Kind, insbesondere weil die Eltern getrennt sind. Sie wünscht sich (Wollen) so sehr, dass er „endlich aus dem Quark kommt“. Im Erstgespräch gesteht sie: „Damit er nicht so wird wie sein Vater.“

Geht es hier noch um den Jungen – oder um die Mutter?


Was steckt hinter diesem Wunsch? „Ich möchte, dass er nicht so wird wie sein Vater, weil mich das an alte Wunden erinnert.“


Als Teenager lernen wir Verachtung und Ekel, um unsere eigene Identität zu entwickeln. Ein Stück weit gehört es dazu, die Eltern manchmal „blöd“ zu finden. Dieser Abnabelungsprozess ist wichtig und gesund.


Wenn wir bei diesem Beispiel bleiben und uns in den Jungen hineinversetzen, der seine Onlinewelt bevorzugt, statt den Ratschlägen seiner Mutter zu folgen, erkennen wir ein größeres Muster:


Die Mutter hat ihre Themen mit dem Ex-Mann (dem Vater des Sohnes) nicht verarbeitet.


Mama will, dass ich anders bin.


Ich lehne ab, dass Mama will, dass ich anders bin.


Ich will, dass Mama anders ist.


Sie lehnt ab, dass ich das will.


Gleichzeitig will ich mich als Teenager sowieso durch Verachtung und Ekel vom Wertekompass meiner Eltern emanzipieren.


Ich will, dass du anders bist = Ich akzeptiere nicht, dass du so bist.


Was schwingt da mit?„Du bist nicht gut genug.“„Du bist wie dein Vater (den ich auch ablehne).“


Das ist eine große emotionale Last.


Was entsteht durch all dieses Wollen und die Ablehnung in der Psyche? Es entsteht Spannung.


Diese Spannung zeigt sich entweder körperlich oder psychisch.


Symptome sind also ein wunderbares Produkt von Wollen und Ablehnung.


Möchtest du tiefer in dieses Thema eintauchen?

Ich empfehle dir folgenden Blogbeitrag: Masken der Angst – Alles nur eine Illusion


Oder das Buch Körperspuren von Bernhard Voss.


Bernhard Voss Modell Psyche
© Voss Institut Hamburg
"Mich schmerzt der Anblick des Jammers" - Johann Wolfgang von Goethe

Überschrift #3: Fazit


Mitgefühl ist dienlich, angebracht und unterstützend. Es macht andere groß.


Wenn ich nicht ins Mitgefühl komme – oder einen anderen Menschen auf einer Wesensebene nicht so sein lassen kann, wie er ist – dann hat das etwas mit mir zu tun. Entweder gibt es Programme in mir, die so etwas begünstigen: Verantwortung für andere zu übernehmen, weil als Kind nicht gut für mich gesorgt wurde – als Beispiel. Es lohnt sich, dort hinzuschauen.


Aber nicht immer sind es die großen Wunden unserer Vergangenheit. Manchmal kämpft unser Ego, weil wir unbedingt wollen, dass der Partner anders ist – damit es uns selbst besser geht.


Die Lösung liegt wie so oft im Bewusstsein: Erkenne ich meine Programme, die mein Wollen erzeugen? Und dann folgt die Annahme:„Es ist, wie es ist, aber es wird, was ich daraus mache.“


Möchtest du tiefer in das Thema Wollen und Ablehnung eintauchen, empfehle ich dir folgenden Blogbeitrag: Blogbeitrag


Und jetzt zitiere ich mich einfach mal selbst:

"Der größte Ausdruck von Liebe ist, einen Menschen so sein zu lassen, wie er ist" - Brian Neuhöfer


 
 
 

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