
Leistung ist ein ständiger Begleiter in unserem Leben – sei es beim ersten Date, auf der Bühne oder im Wettkampf. In diesem Beitrag möchte ich dir eine neue Perspektive auf das Thema Leistung vermitteln. Du erfährst, warum wir oft zu viel tun und wie die Philosophie des Wu Wei dir helfen kann, dein volles Potenzial im entscheidenden Moment zu entfalten.
Ist Leistung nur etwas für "High Performer"?
Leistung ist nicht nur für High Performer reserviert – sie betrifft uns alle. Jeder von uns hat Bereiche im Leben, in denen wir Leistung erbringen wollen oder müssen: ob es darum geht, 2 Kilometer zu joggen, die Kommunikation in der Beziehung zu verbessern, den nächsten Karriereschritt zu machen, Wettkämpfe zu gewinnen, finanziell erfolgreicher zu werden oder mehr Freude und Liebe zu erleben.
Der Leistungsbegriff ist oft negativ aufgeladen. Menschen assoziieren damit maximal kapitalistische Bänker, Finanzhaie oder alte weiße Männer, die das Klima ausbeuten. Die sogenannte Leistungsgesellschaft wird mit Stress, Burnout und Krankheit in Verbindung gebracht. Doch wann wird aus: Spaß an der Entwicklung, Lust auf Wachstum, Disziplin und Erfolg -> Stress? Dazu weiter unten mehr.
Die Herausforderung mit Veränderungen
Youtube-Coaches, Trainer, Magazine oder Instagram suggerieren uns: wir müssen nur mehr TUN. Mehr Lesen, mehr Schlafen, kalt duschen, Dankbarkeitstagebücher oder einfach positiv Denken. Verstehe mich nicht falsch, Verhaltensänderung sind genauso wichtig, wie Veränderungen auf anderen Ebenen. Nur oft versuchen wir das Pferd von hinten aufzuzäumen.
Die logischen Ebenen nach Dillt helfen uns dabei, menschliches Wachstum zu verstehen.

Veränderung in deiner Persönlichkeit läuft eher top -> bottom, als andersherum.
Die Idee dahinter: setzt eine Veränderung (Intervention) auf einer höheren Ebene an, stellt sich auf der darunter liegenden eine Veränderung ein. Aber eben nicht andersherum bzw. nicht so stark.
Ändere ich also nur mein Verhalten, wirkt das kaum auf eine höhere Ebene. Verändere ich aber bspw. durch eine sehr wirksame und tiefe Intervention (Familienaufstellung bspw.) das Gefühl von Zugehörigkeit in mir, treffe ich danach automatisch und aus einer Natürlichkeit heraus, andere Entscheidungen. Das bedeutet: Die Intervention auf der Zugehörigkeitsebene wirkt nach unten, auf die Identität, das Verhalten, die Überzeugungen über mich selbst usw. usf.
Danach triffst du aus einer Natürlichkeit heraus, andere Entscheidungen -> neues Verhalten.
Vielleicht kennst du das: Menschen ziehen um und erhoffen sich dadurch eine neue Identität. In der neuen Stadt XY wird alles anders. Dieser Effekt hält dann vielleicht 1-2 Monate an und plötzlich realisieren die Menschen: Es ist alles beim Alten. Die Intervention (der Umzug) bezieht sich eben nur auf die unterste logische Ebene (Umgebung).
Während beispielsweise die Geburt eines Kindes, die Sinnfrage verändert. Laut Untersuchungen machen Kinder im Alltag so glücklich wie Putzen. Geben dem eigenen Leben aber einen höheren Sinn (höchste Stufe in den logischen Ebenen). Das wirkt dann von oben nach unten -> ändert also Verhalten, Identität und auch unsere Überzeugungen.
Das bedeutet: um nachhaltige Veränderungen, mehr Erfolg, Leistung, Freude, Entspannung zu leben, dürfen wir manchmal tiefer Hinschauen.
Stell dir vor: Du bist Profifußballer und bist im Vergleich zu deinen Teamkollegen oft stark erschöpft. Vergleichst du die Verhaltensebene, tust du die richtigen Dinge. Du bist ausreichend erholt, sorgst für gute Ernährung und lebst Balance. Hast aber ständig während des Trainings Gedanken von: "Was ist, wenn ich es dieses Mal wieder nicht schaffe? Nach der letzten Verletzung ist mein Knie sehr instabil. Ich bin unfähiger als meine Teamkollegen".
Das läuft oft sehr unbewusst ab, schwingt aber wie ein Fernsehrauschen im Hintergrund. Der stärkste Energieräuber sind unbewusst mitlaufende Emotionen.
Als Produkt deiner Vergangenheit, saugen sie dir ununterbrochen Energie und holen dich aus dem Moment. Wahrhafte Leistung wird aber in voller Präsenz abgerufen. In einem Zustand des Fließens.

Die Kraft deines Unbewussten
Etwa 99 % der Funktionen unseres Körpers und die Ausführung unserer Handlungen werden vom Unterbewusstsein gesteuert (auch Gedankenvorgänge und Entscheidungen). Es agiert gewohnheitsmäßig und routinemäßig und reagiert auf die gleichen Signale stets mit den gleichen Verhaltensmustern.
Stell dir vor: Du hast Flugangst. Du bist auf dem Weg ins Flugzeug, setzt dich hin, schnallst dich an. Langsam kommt die Panik in dir hoch. Dein Verstand sagt dir: Du brauchst keine Angst haben, rein statistisch ist Fliegen sicherer als Auto fahren. Doch die Gefühle sind stärker. Klare Sicht -> gefühlte Barriere.
Was passiert also?
Es wird eine Situation, ob beobachtet oder selbst erlebt, in deinem Unbewussten geben, die in dem Moment an die Oberfläche (ins Bewusstsein) möchte. Dieser Affekt, der autonom (unwillkürlich, ohne bewusstes Steuern), agiert, ist nicht verarbeitet. Das kann ein Beobachten von 9/11 im TV gewesen sein, bis hin zur ersten Busfahrt auf dem Weg in die neue Schule, als dir so schlecht war, dass du dich übergeben musstest. Jahre später entstehen dann daraus Ängste (ich möchte nicht auf die neue Schule, weil ich dann ohne meine Freunde bin -> Trauer -> nicht verarbeitet -> Schuld/Schamzgrenze > Angst).
Dein Unbewusstes speichert alles und vergisst nichts.
Und jetzt stell dir mal vor, dass du einen Zugang zu diesem Unbewussten findest und das zu deinem Freund machst. 99% werden unbewusst gesteuert. Wenn dieses Volumen auf Leistung eingestellt ist, auf Freude, Vertrauen und Liebe, dann ist Erfolg unausweichlich.

Haltung von Wu-Wei
Wir Westler sind geprägt vom Tun. Wir sind überzeugt davon: tust du mehr, wirst du mehr erreichen. Kein Fleiß, kein Preis. Im Fluss des Lebens geraten wir jedoch auf viele Widerstände. Doch wir wissen eigentlich: im Fluss zu sein bedeutet, dass wir ab und an, die Widrigkeiten des Lebens annehmen dürfen.
Zwei Dinge sind hier entscheidend: Gleichwertigkeit und Annahme.
Aber was bedeutet das?
Lass uns ein Beispiel machen: Ich habe das Bedürfnis nach Partnerschaft und befinde mich in einem Kennenlernprozess. Ich lebe seit längerer Zeit ohne Partner und kann einfach nicht alleine sein. Nun date ich mit einem übersteuerten Bedürfnis nach Nähe. Es ist also für mich nicht gleichwertig, auch alleine zu sein. Damit falle ich aus dem "Fluss", weil ich im Widerstand mit dem Alleine-Sein bin. Unbewusst stelle ich dann Erwartungen. An den Partner den ich kennenlerne, an die Zukunft, an mich selbst. Dann falle ich aus der Natürlichkeit.
Polarität: Wollen - und Ablehnung. Je mehr ich will, umso mehr lehne ich im selben Augenblick hab.
Oft kommen wir nicht in die Annahme, weil uns etwas festhält. Schmerz, Erfahrung, negative Überzeugungen usw. -> manchmal ist es aber auch unser Ego, was uns festhält.
Widerstandsloser zu fließen, hilft uns, mehr Leistung abzurufen. Dadurch, dass wir uns weniger in Widerständen befinden, haben wir weniger Stress = mehr Energie.
Je mehr ich will, umso mehr lehne ich in dem Moment ab.
Du möchtest 10Kg abnehmen und das ist dir aktuell das Wichtigste. Du stellst von einem auf den anderen Tag komplett deine Ernährung um und verzichtest auf alles. Totale Askese und hast nur das Ziel im Auge. Trackst jede Kalorie und dein Tag dreht sich nur ums Abnehmen: "Nein, das darf ich nicht essen".
Die meisten Menschen, die so starten, halten 3 Wochen durch. Maximal.
Das Problem? Du willst unbedingt 10Kg verlieren und lehnst damit zeitgleich deinen aktuellen, körperlichen Zustand ab. Je mehr ich etwas will, umso mehr lehne ich den Status quo ab.
Das ist Kampf. Kostet Energie und ist nur anstrengend.
Ausdauer und Disziplin sind enorm wichtig. Es gibt aber einen Unterschied, ob es auch okay ist, wenn ich langsamer abnehme. Es gibt nur um die innere Haltung. Je mehr es auch für mich in Ordnung ist, dass ich gerade noch nicht in meiner Bestform bin (und ich trotzdem das Abnehmen starte), dann habe ich weniger Kampf und bleibe schlussendlich auch dran.
Gleiches Prinzip im Geschäft, im Dating, im Sport, in der Erziehung usw. usf.
Warum können wir die Dinge nicht annehmen? Manchmal ist es das Ego. Manchmal (und das ist viel häufiger der Fall) verbirgt sich hinter der Möglichkeit der Annahme etwas anderes: ungeklärte Dinge. Biographiestress wie Konflikte, Verletzungen usw.
Dann ist es für uns unmöglich, dass wir das Single sein annehmen können, weil wir evtl. traumatische, unverarbeitete Erlebnisse mit dem Alleine-Sein, Alleine gelassen werden erfahren haben.
Die Lösung? Wollen- und Ablehnung auflösen.
Etwas, was ich in meiner Arbeit als Ziel verfolge.

Fazit
Für mich bedeutet Leistungsfähigkeit die Möglichkeit, innere Ressourcen in entsprechenden Situationen abzurufen. Um Ressourcen freizusetzen, ist es manchmal von hoher Bedeutung, dass das Unbewusste in deinem Team spielt. Sind die unbewussten Programmierungen dienlich, wirst du mehr Energie (Vertrauen, Freude, Liebe, Stolz, Mut usw.) zur Verfügung haben.
Dann entsteht Leistung aus einer Natürlichkeit heraus. Plötzlich geht die Anstrengung raus.. Du kommst ins WuWei und kannst fließen. Das ist ein unbeschreiblicher Zustand. Du wirst ihn kennen.
Je achtsamer du mit dir bist, umso mehr wirst du feststellen, wann du da auch wieder raus kippst. Oft sind es Trigger, Gedanken die uns plagen, Menschen die etwas in uns bewegen, Zweifel oder Ängste. Jedes der aufgezählten Dinge kannst du auf eine logische Ebene stellen -> und somit sind sie auch veränderbar.
Erinnere dich nochmal an die logischen Ebenen (weiter oben). Wo muss ich konkret ansetzen, um meine Herausforderung zu lösen? Sobald ich mit Klienten arbeite, verstehe ich genau auf welcher Ebene das Problem liegt, um eine passende Intervention einzusetzen.
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