Weg von Zielen: Die große Lüge
- Brian Neuhöfer
- 18. März
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Apr.

Weshalb Ziele deine Erfüllung sabotieren können
Jagst du Zielen nach? Geht es dir um den nächsten Erfolg? Hast du Verknüpfungen in dir gebildet, die Folgendes sagen: "Wenn ich einen Partner habe, wenn ich Umsatzziel XY erreiche, wenn ich in meiner persönlichen Entwicklung weiter bin, dann bin ich: "glücklich, frei unabhängig usw usf.?"
Dann ist dieser Beitrag etwas für dich. Und auch wenn dir persönliche Ziele fehlen oder du keine Orientierung hast, wird dir dieser Beitrag helfen. Es ist ein Stück weit neu, ein völlig anderes Paradigma, wenn es um Veränderung und Erfolg geht. Vielleicht bist du bereit, und lässt dich mental ein wenig dehnen, um dich zusammen mit mir auf eine kleine Forschungsreise zu begeben. Viel Spaß!
Überschrift #1: Lüge oder Erfüllung?
Überschrift #2: Identität als Kompass
Überschrift #3: Kontrolle und Genuss
Überschrift #4: Haltung und Perspektive
Überschrift #1: Lüge oder Erfüllung?
Lass uns offen sprechen: Ziele sind oft eine Illusion. Anstatt, dass sie uns eine Richtung geben, sind sie innerlich mit "Wenn-Dann" verknüpft. Wir schließen einen Vertrag mit uns selbst, dass wir so lange unglücklich sind, bis Ziel XY eintritt. Damit rutschen wir aus dem Fluss. In der "Wenn-Dann Kausalität" befindet sich Wollen und Ablehnung. Da gibt es hier mehr zu: Blogbeitrag zum Thema Aufgeben
Ziele sind in der Tiefe oft mit erwünschten Zuständen oder Charakterstärken verknüpft. Das gewünschte Auto sorgt für Anerkennung oder Bestätigung. Der erhoffte Partner für Lebenssinn und Erfüllung. Das ist ein Trugschluss. Zumindest auf Dauer.
Darf ich keine Ziele mehr haben?
Ziele sind etwas ganz Wunderbares, sofern uns die Orientierung fehlt. Mal ganz vereinfacht gesprochen: Wenn du Freude, Liebe und Verbindung lebst, wofür braucht es Ziele? Dann kreieren wir ausreichend Zustände und Erfahrungen, die uns grundlegend in Bewegung halten. In meiner Philosophie ist Wachstum ein Grundzustand eines jeden Systems, sofern es nicht krank oder dysfunktional ist.
Jedoch ist mit Wachstum viel mehr Weiterentwicklung gemeint, anstatt Wachstum im kapitalistischen Sinne. Werde ich älter, wächst mein Körper vielleicht nicht mehr im aufbauenden Sinne (Muskeln, Sehnen, Größe usw), jedoch mein Geist. Wir entwickeln uns weiter. Wird dieser Zustand nicht unterbrochen (bspw. durch Trauma), verändert sich Identität zu jeder Sekunde.
“Desire is a contract that you make with yourself to be unhappy until you get what you want.” ― Naval Ravikant
Überschrift #2: Identität als Kompass
Was ist, wenn es noch eine andere Haltung gibt, die zu mehr Frieden und Selbstakzeptanz führt, als die der Zielerreichung?
Was wäre, wenn es eine andere Ebene gibt, die zugleich Ziele erreicht, jedoch frei davon ist, ob sie eintreten? Ergebnisoffen und präsent?
Die nicht frustriert reagiert, wenn man feststellt, dass die erreichten Ziele nicht die gewünschten Zustände hervorrufen?
Eine Haltung und Perspektive, die zu Genuss führt? Die den Weg genießen kann? Das alltägliche Tun, statt dem Hustle nach mehr?
Wie viele Menschen sprechen vom "Später"? 10-20 Jahre arbeiten und dann genießen? Versteh mich nicht falsch, es gibt Phasen, in denen man ein höheres Pensum fahren muss. So ist Leben.
Aber kannst du den Weg nicht genießen, wirst du in diesen 10-20 Jahren (wenn nicht sogar noch länger) Programme aufgebaut haben und eine Identität entwickelt haben, die du nicht einfach mal eben so entkoppelst.
Ich möchte das nicht.
Weil ich in meiner Arbeit Klienten sehe, die damit so hadern. Menschen die manchmal mehr als doppelt so alt sind wie ich - im Außen "alles" haben, was wir in einem kapitalistischen System als erfolgreich bezeichnen würden.
Und trotzdem keine Erfüllung empfinden, geschweige denn Ruhe und Genuss leben können. Kampf- und Überlebensmodus, auch mit gefüllten Bankkonten, erwachsenen Kindern und körperlicher Gesundheit.
Und natürlich lässt sich das verändern. Aber das ist eine grundlegend neue Haltung. Baut man das erstmal 50 Jahre auf, braucht es natürlich viel mehr, um da herauszuwachsen, als würde man früher damit anfangen.
Ich halte mich mit Ratschlägen so gut es geht zurück. Aber wenn ich an dieser Stelle darf: Finde einen anderen Weg, als den des Hustles (Kampf- und Überleben).
Überschrift #3: Kontrolle und Genuss
Klaus Grawe (Deutscher Psychologe und Psychotherapeut) postulierte im Rahmen seiner Arbeiten vier Grundbedürfnisse, welche empirisch sehr gut validiert sind. Es handelt sich um das Bedürfnis nach Lust und Unlust, Bindung, Orientierung und Kontrolle und dem Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz.

Ein großer Faktor ist die Achse von Kontrolle und Lustgewinn (Genuss).
Kann ich eine funktionale Selbstkontrolle in mir leben? Mich in den richtigen Momenten für Sport statt Chips entscheiden? Die Arbeit nach Feierabend ablegen und Stille oder das Abendessen genießen? Diese Achse ist ein wichtiger Faktor.
Lass es mich in Archetypen ausdrücken: Kannst du den Lebenslustigen in dir leben und gleichzeitig den Krieger? Kippt der Lebenslustige in den Schatten, da er die Qualitäten des Kriegers nicht leben kann, wird er zu dem Verlorenen (Übermäßiger Genuss, Drogen usw.)
Kippt der Krieger in den Schatten, da er die Qualitäten des Lebenslustigen nicht leben kann, wird er zum Zerstörer (Kontrollzwang, wenig Vertrauen usw.).
Aus eigener Erfahrung: Es lohnt sich sehr, sich diese Qualitäten in einem professionellen Rahmen anzuschauen und zu verändern.
Überschrift #4: Haltung und Perspektive
Den Lebensfluss interessiert es nicht, ob wir durch Kontrolle, Kämpfe oder Zwänge aus dem Fluss fallen - das Leben fließt weiter. Aber uns interessiert es, weil wir durch dysfunktionale Kontrollbedürfnisse versuchen etwas festzuhalten, was nicht festzuhalten ist. Und das ist anstrengend.
Viel zu tun (innerlich) ist oft eine wunderbare Überlebensstrategie, um emotionale Wunden nicht anschauen zu wollen. Stille nicht auszuhalten. Immer in Bewegung (Flucht) zu sein. Ich kenne das. Aber das muss nicht so bleiben.
Was ist, wenn du dich in den Weg verlieben würdest? Was gäbe es dann noch zu tun, außer zu leben? Ja, das klingt einfach. Aber was ist, wenn es das ist? Mit dieser Haltung werden Ziele unwichtiger und wir werden präsenter. Dafür dürfen wir manchmal aber verstehen, was genau uns treibt und davon abhält.

Überschrift #5: Fazit
Ziele an sich sind nicht das Problem – doch wenn wir sie zur Bedingung für unser Glück machen, berauben wir uns der Möglichkeit, die Gegenwart zu genießen. Erfüllung entsteht nicht durch das Erreichen eines bestimmten Punktes in der Zukunft, sondern durch eine innere Haltung, die den Weg selbst wertschätzt.
Wenn wir aufhören, gegen das Leben zu kämpfen, und stattdessen Kontrolle und Genuss in Balance bringen, verändert sich unser Erleben grundlegend. Wir werden präsenter, freier und unabhängiger von äußeren Meilensteinen.
Wenn du tiefer einsteigen möchtest, um diese Haltung für dich zu kultivieren, dann sei am 26.03.2025 in meinem Webinar dabei: Brian-Neuhoefer.de/event-list.
Du entscheidest. Immer. Auch wenn du nicht aktiv entscheidest.
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