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Warum viele Menschen sich nicht verändern können - und viele es nicht einmal wollen

  • Autorenbild: Brian Neuhöfer
    Brian Neuhöfer
  • 15. Aug.
  • 7 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 28. Aug.

Silhouette eines Superhelden

In diesem Blogbeitrag möchte ich schonungslos ehrlich mit dir sein - die Wahrheit über Veränderung: Wollen wir sie wirklich? Oder spielen wir ein unehrliches Spiel? Wenn wir den Preis kennen, können wir entscheiden, ob wir kaufen, umsetzen, oder verändern. Warum gelingt es in der Persönlichkeit und der Psyche so selten? Viele kennen den Preis nicht - oder vermuten einen Preis, der nichts mit der Realität zutun hat.



Die einzige Konstante in deinem Leben ist Veränderung. Du möchtest inneren Frieden? Lerne mit dieser Bewegung zu tanzen.

 

Veränderung


Geschieht in jeder Sekunde. Dein Körper zerstört und baut in jedem Moment ab und auf - die Natur verändert sich - jedes System wächst, strebt zwar nach Ausgleich, möchte aber wachsen. Ob es ein biologischer Mechanismus, eine Familie, die Jahreszeiten oder die Psyche ist. Es gibt keinen Stillstand. Jedoch haben wir Menschen die Fähigkeit, diesen Stillstand ein Stück weit zu blockieren - alleine dieser Fakt löst Ehrfurcht in mir aus. Die menschliche Psyche hat die Fähigkeit, sich gegen diese Bewegungen zu stellen. Faszinierend oder?


Was wir dabei vergessen: Das ist ein reiner Kraftakt. Du stehst unter der Wassermühle, das Leben schüttet tonnenweise Wasser auf die Räder, du stehst unter diesem Rad und versuchst, mit all deiner Muskelkraft diese Bewegung aufzuhalten.


Hingabe wäre jetzt von Nöten. Die Unsicherheit annehmen, aushalten und sich demütig der Bewegung des Wassers beugen - und damit wieder fließen. Im großen Rad des Lebens - dem Fluss der Zeit. Das alles sind Formulierungen und Begriffe, für mich aber keine bloßen Konstrukte. Ich möchte dir erklären, warum.


Was macht Veränderung so schwer?


Viele Menschen die ich kenne, wollen sich nicht wirklich verändern. Manchmal macht es den Anschein: Sie meditieren, suchen im Internet nach Tipps, lesen Bücher und sprechen vermehrt über ihre Dramen, einige davon machen einen Instagram-Kanal draus, andere identifizieren sich mit ihren Problemen und erzeugen dadurch Aufmerksamkeit oder Mitleid. Aber wirkliche Veränderung? Nein.


Warum ist das so?


  1. Scham und Schuld

  2. Möchten ihr Kinderbett nicht aufgeben

  3. Die Nebenprodukte sind zu bequem (Aufmerksamkeit, Bestätigung usw.)

  4. Es ist nicht schlimm genug


  • Scham und Schuld: Sich zu verändern, bedeutet manchmal auch Hinzuschauen. In den Kontakt mit den eigenen Gefühlen kommen. Der Preis? Alte Verletzungen durchzuleben, erneut anzuschauen und zu fühlen.


  • Kinderbett: Eine fiese Formulierung, ist aber passend für mich. Wie wir oben gesehen haben, entstehen viele Ideologien, Leistungsmuster = Nebenschauplätze, auf der Bindungsebene. Das vermittelt uns tief das Gefühl, dass wir eingebettet sind in die Familie. Zugehörigkeit durch Leid. Sich aus so einer Verstrickung zu lösen, bedeutet eigentlich: Raus aus dem Wohlfühltal - hoch hinauf auf den einsamen Berg. Das verändert sich dann mit der Zeit, nur diesen Schritt möchten die wenigsten gehen.


  • Nebenprodukte: Eine Scheinidentität durch das Leid aufgebaut. Es gibt Instagram-Kanäle die nur dadurch existieren, dass Menschen ihr Leid teilen. Ob diese Menschen das dann wirklich aufgeben wollen? Alles hat seinen Preis.


  • Es ist nicht schlimm genug. Manchmal muss alles auseinander brechen, bis man keinen Ausweg mehr findet. Und oft ist es eben nicht Scheiße genug. Der Preis: Unzufriedenheit und ein Leben, dass sich nach Kaugummi anfühlt.


Mangel und Romantisierungen


Wenn ich Instagram öffne, sehe ich Romantisierungen über "Cozy Mornings, lange Spaziergänge, Matcha-Dates, Handyfreie Tage oder Urlaub".


Die Romantisierung und das was "In" ist, deutet auf den Mangel. Der quasi gegenüberliegende Pol, der überwiegt: Burnout, wenig Zeit, Stress, Globalisierung, Competition und Vergleich.


Eine gesunde und verbundene Psyche mordet nicht, greift keine Länder an, filtert Unterschiede heraus oder baut Atombomben. Im Kleinen (und das ist doch der Ursprung): Besser mit sich und anderen umgehen. Werte aus einem vollen Herzen heraus leben. Füreinander - Kooperation statt Konkurrenz.


Utopisch? Für mich nicht. Ich sehe, wozu Menschen in der Lage sind. Aber ich habe auch keine Bedingung, dass diese Sachen eintreten. Davon bin ich frei und kann mich genau deshalb dafür einsetzen. Aber ohne Zwang oder dabei missionarisch klingen. Den Oberlehrern oder selbsternannten Messiasse geht es nämlich im Kern nicht um Andere, maximal um das eigene- nicht integrierte Opfer.


Zwei Kameras

Illusionäre Sicherheit


Bleiben wir bei dem Beispiel von Krieg und Hass. Es ist schon fast "zu einfach" und ich möchte nicht sagen langweilig, aber ein wenig schwingt es mit. Wenn man Bindung versteht, schaut man anders in die Welt. Viele Ideologien, für die Menschen heute in den Krieg ziehen, sind Nebenschauplätze von Erfahrungen, Verletzungen, Enttäuschungen auf der Bindungsebene. Kinder werden nicht hassend und spaltend geboren. Transgenerationale Trauma schwingen mit - aber lass uns bei dem größten Einfluss bleiben: Die Bindungsebene.


Nebenschauplatz / Verhalten

Tiefe Bindungsverletzung dahinter

Typischer Schutzmechanismus

Macht- & Kontrollkämpfe

Angst vor Kontrollverlust, Unsicherheit, Ohnmacht in früher Bindung

Dominanz, Regeln setzen, Festhalten an „Recht haben“

Übertriebene Unabhängigkeit

Angst vor Nähe oder erneuter Verletzung

Rückzug, Selbstgenügsamkeit betonen

Eifersucht & Misstrauen

Verlustangst, emotionale Unsicherheit

Kontrolle, Überprüfung, Fragen stellen

Überanpassung / People Pleasing

Angst vor Ablehnung, Gefühl „nur geliebt, wenn ich gefalle“

Bedürfnisse unterdrücken, Zustimmung um jeden Preis

Eskalierende Alltagsstreits

Verdeckte Enttäuschung oder Wut aus unerfüllten Bindungsbedürfnissen

Konflikte in „ungefährlichen“ Themen austragen

Übermäßige Leistungsorientierung

Liebe/Wert wurde über Leistung statt über Beziehung vermittelt

Dauerhafte Aktivität, Erfolg als Ersatz für Bindung

Rückzug in Ersatzbeziehungen/Hobbys

Überforderung mit Nähe, Bindungsangst

Arbeit, Hobbys oder Affären als emotionale Flucht

Passiv-aggressives Verhalten

Angst vor direkter Konfrontation oder Zurückweisung

Indirekter Widerstand, Verzögern, Ironie

Überfürsorglichkeit

Eigene Unsicherheit in Bindung, Bedürfnis nach Kontrolle

Andere „retten“, um Sicherheit zu spüren

Ständiges Drama-Erzeugen

Angst vor Bindungsverlust, Bedürfnis nach Aufmerksamkeit

Konflikte provozieren, Nähe durch Aufregung erzwingen

Wenn man das versteht, brechen viele Konstrukte über Hass, Krieg, Ideologien, Sexualität, Geld, Gesellschaft, Leistung usw.


Leiden ist leichter als Handeln.

Glaube


Eine Ebene, die für mich einen erheblichen Einfluss auf das Thema Veränderung hat, auch wenn es im ersten Moment nicht danach aussieht.


Was für mich einer der größten Mängel in unserer westlichen Gesellschaft ist: Die Abwesenheit von einem festen Glauben. Eine spürbare Verbindung zu "der großen Seele. dem Gott der tausend Namen" - nenne es wie du möchtest.


Im Mittelalter haben Menschen sich demütig ihrem Gott gebeugt. Ehrfurcht, vielleicht manchmal zu viel Furcht. Aber das "sich kleiner fühlen", nicht gedemütigt, sondern demütig, ist eines der wichtigsten Säulen, die ich bei Menschen betrachte - und die bei vielen fehlt. Gott ist Liebe. Vielleicht ist diese Liebe auch eine Haltung.


Vielleicht stößt du dich auch an dem Begriff "Glauben, oder Gott".


Dann verliert man durch die begriffsaufgeladene Ebene wieder die Tiefe. Man verknüpft das alles mit Kirche oder Religion - und dann ist man wieder an der Schönheit vorbei.


Dieses Feld gibt meinem Leben eine Tiefe, eine Schönheit, eine Ruhe und eine Liebe, die mir ein anderer Mensch niemals geben kann. Ich kann niemals einsam sein, weil "das" da ist.


Manchmal sagen Menschen: Ja, ich glaube ans Universum oderso. Und wenn du zuhörst, merkst du: Da ist nichts. Das sind nur Gedankenkonstrukte. Da ist kein spürbares Erleben. Ich kenne niemanden, der jemals ein "Glaubens- oder spirituelles Erlebnis" hatte, der das heute leugnet. Das ist ein Moment des Erkennens.


Und da draußen gibt es viele Menschen, die mit diesem "Moment des Erkennens", ihr Geld verdienen. Das ist in meinen Augen ziemlich schmutzig.


Für diese Verbindung gibt es nichts zu tun. Du musst nichts leisten, niemand "Besonderes" sein.


Und auch wenn meine Arbeit im Kern sehr psychologisch ist: Diese Themen kommen auch in meinen Begleitungen vor. Wenn der Rahmen passt, das Vertrauen da ist.


Viele Menschen suchen nach Gott oder der Wahrheit. Eigentlich nach Führung. Psychologisch betrachtet, suchen sie nach ihrem Vater. Ich kenne viele Leute, deren Suche sich komplett eingestellt oder stark verändert hat, sobald sie das erkannt und integriert haben.


Für mich ist Glauben eine Entscheidung. Aus vollstem Herzen. Und dann fügt sich der Rest. Keine Kurse, keine Programme, kein anderer Mensch kann das für einen tun. Man braucht auch nicht jahrelang Meditieren oder dafür Opfern. Dann stellt man dieses "Große" wieder auf eine menschliche Ebene: Ich tue jetzt etwas, damit mir das Göttliche etwas zurückgibt. Das ist im Kern Bestechung.


Natürlich gibt es Achtung und Würdigung. Es ist alles eine Frage der Haltung und mit welcher Motivation ich "opfere, meditiere usw."


Was ich mir wünsche? Dass Menschen in den Kontakt mit sich und auch mit dem kommen, was ich nicht benennen kann.


Warum? Weil dieses spürbare Erleben von "etwas Höherem" oft dazu führt, dass die Liebe wieder einzieht, sobald man in Kontakt mit sich ist. Glaube im Kopf bewirkt nichts. Das Spüren verändert automatisch die Gedanken, die emotionalen Zustände - und damit eben auch unser Verhalten.


Und ja, ich weiß: Über dieses Thema sprechen, schreiben oder diskutieren ist nicht einfach. Warum das so ist? Viele Menschen halten es nicht aus, dass Sachen ungewiss sind. Spiritualität oder Gott kannst du nicht messen. Unsere westlichen Gehirne möchten Fakten, Benennung - oft aus einem unsicheren Programm heraus. Sich hinzugeben und diese Ebene zu halten, erfordert Mut, weil ungewiss.


Hunderte Kerzen auf Bänken

Hin-Zu oder Weg-Von


Die beiden Ursprungsmotivationen. Schau dir eines deiner Ziele an und du wirst eine dominierende Kraft entdecken. Ich möchte von etwas weg, oder hin zu etwas. Vereinfacht könnte man sagen: Weg von Schmerz, hin zur Freude.


Manchmal ist aber der Schmerz nicht groß genug - oder die Freude nicht attraktiv genug. Meine größte Veränderung war getragen von Weg-Von. Raus aus den Panikattacken - hin zur Sicherheit. Was mir heute klar geworden ist: Würdige ich meinen Absprungsort nicht (das Ereignis bzw. die Dynamik hinter dem Weg-Von), erzeuge ich unbewusst immer wieder einen Drang, genau an diesem Absprungsort anzukommen.


Ja und manchmal? Sind wir einfach eingefahren, haben keine Inspiration mehr, haben uns aufgegeben oder denken, dass wir uns eh nicht mehr verändern können. Dann braucht es Inspiration. Ich habe in schweren Zeiten oft Biographien gelesen und mich wieder anzünden lassen. Und heute greife ich nicht nur auf meinen eigenen Erfahrungsschatz zurück, sondern auch auf den von hunderten Kunden. Veränderung ist für mich heute die Regel, nicht die Ausnahme.


Der Preis


Und der Preis von Veränderung? Oft haben wir das Gefühl, wir verlieren eine illusionäre Sicherheit. Wir empfinden unsere Art und Weise die Welt zu sehen, als Sicherheit. Veränderung bedeutet auch: Aufgeben - alte Überzeugungen, Muster und Verhaltensweisen.


Veränderung ist keine Technik, kein To-do-Listen-Punkt, kein Workshop-Ergebnis. Sie ist eine Entscheidung, die du immer wieder triffst.


Am Ende bleibt eine leise, aber unbequeme Frage: Willst du wirklich?


Nicht so tun, nicht hoffen, nicht darüber reden – sondern wirklich.


Und all das ist geschrieben von mir: Jemand, der jeden Schritt davon kennt. Der oft die Verantwortung abgegeben hat, sich angelogen und andere beschuldigt hat.


Und gleichzeitig bin ich ein Beispiel, dass Veränderung möglich ist.


Wenn ich wirklich möchte.


Dein Brian


Hier findest du meine Podcastfolge zu genau diesem Thema:



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