Glaube, Kirche und Jesus – für viele Menschen sind diese Begriffe so negativ aufgeladen, dass allein schon der Gedanke daran Unbehagen verursacht. Andere kämpfen noch heute für ihren Glauben, sei es im religiösen Kontext oder für das Vaterland. Glaube kann Berge versetzen, aber er kann ebenso zu Konflikten und Gewalt führen. In diesem Beitrag möchte ich den Blick jedoch auf die kraftvolle und positive Seite des „Glaubens“ richten. Was ich damit meine, wirst du im Laufe des Beitrags erfahren.
Überschrift #1: Verknüpfungen im Glauben
Überschrift #2: Spiritualität und Sinn
Überschrift #3: Innere Repräsentation
Überschrift #1: Verknüpfungen im Glauben
Um dich ein wenig abzuholen, möchte ich zunächst meine eigene Perspektive mit dir teilen, damit du verstehst, aus welchem Blickwinkel ich schreibe. Für mich ist Glaube etwas anderes als Religion oder Kirche. Diese Verknüpfungen habe ich in den letzten Jahren bewusst hinterfragt und für mich aufgelöst.
Heute empfinde ich weder Konflikte mit der Kirche noch mit Jesus oder der Schöpfungsgeschichte. Auch bin ich weder Theologe noch ein Experte für Glaubensfragen. Mein Fokus liegt vielmehr auf den positiven Auswirkungen eines unerschütterlichen Glaubens auf die Psyche.
In meinem beruflichen Umfeld habe ich immer wieder aus einer beobachtenden Perspektive miterlebt, wie kraftvoll und heilsam es sein kann, diesen Zugang zum Glauben wiederzuentdecken. Besonders beeindruckt haben mich die Geschichten von Menschen, die sich diese Dimension des Glaubens für sich selbst „zurückerobert“ haben.
Doch dazu später mehr.
Überschrift #2: Spiritualität und Sinn
"Ohne religiöse oder tiefgreifende spirituelle Erfahrungen – jene, die emotional berühren, herausfordern und das Gefühl von Einheit vermitteln – fehlt es dem Menschen an Erlebnissen, die Sinn stiften."
Laut C.G. Jung, kann dieser Mangel zu psychischen Problemen führen.
Jung versteht „religiös“ nicht als das Festhalten an Dogmen oder Traditionen, sondern als lebendige, numinose Erfahrungen, die tief verwurzelte Sehnsüchte nach Sinn ansprechen.
Solche Erlebnisse können durchaus die Grundlage für Traditionen bilden, aber diese sollten immer kritisch hinterfragt werden. Heute sprechen wir eher von spirituellen Erfahrungen, die als grundlegendes Bedürfnis des Menschen zu verstehen sind. Selbst wenn traditionelle Religionen an Bedeutung verlieren oder verdrängt werden, bleibt das Verlangen nach Sinn und Ganzheit bestehen.
Es kommt oft vor, dass Menschen das, was sie als „Gott“ wahrnehmen, auf bestimmte Aspekte ihres Lebens projizieren und diese dann verabsolutieren. Genau hier liegt die Gefahr, dass Fanatismus und Fundamentalismus entstehen.
Die Erfahrungen von Ganzheit und Sinn, wie sie etwa im „Selbstwerdungs-Prozess“ erlebt werden, müssen kontinuierlich reflektiert werden. Nur so lassen sich extremistische Tendenzen vermeiden und die Offenheit für die Vielfalt menschlicher Sinnsuche bewahren. Dafür gibt es weder eine Anleitung noch einen universalen Weg.
Es geht also viel mehr um die Bedeutung von spirituellen und religiösen Erfahrungen, die uns ein Gefühl von Sinn und Einheit vermitteln. Solche Erfahrungen lösen Spaltung und "wahrgenommene zwischenmenschliche Trennungen" auf. Verbindung entsteht.
Überschrift #3: Innere Repräsentation
Glaubensfragen sind besonders herausfordernd, weil sie nicht einfach gelehrt werden können. Es gibt keine eindeutige Anleitung. Die bloße Ansammlung von Wissen im „spirituellen“ Kontext bringt wenig, da dieses Thema letztlich auf einer Ebene der persönlichen Erfahrung stattfindet. Doch warum können einige Menschen diesen Glauben „wahrnehmen“ oder „spüren“, während andere auf einer Gefühlsebene keinerlei Bezug dazu haben? Aus meiner Sicht hängt es stark mit den Verknüpfungen zusammen, die wir im Laufe unseres Lebens aufgebaut haben.
Denn zu jedem Thema entwickeln wir eine gewisse Art von Beziehung – sei es zu unserem Haustier, zu einem Lieblingssong, den Jahreszeiten oder sogar zu Weihnachten. Diese Beziehungen sind nicht zu leugnen. Der gleiche Mechanismus greift auch im Glauben. Ein gutes Beispiel dafür ist Weihnachten. Die Meinungen darüber könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie sind aufgeladen und geprägt von Erfahrungen, Überzeugungen und Glaubenssätzen. Das bedeutet: Ich habe eine ganz persönliche innere Repräsentation von Weihnachten, die durch meine subjektive Perspektive entstanden ist. Das gilt auch für den Glauben.
Nun kommen wir zum herausfordernden Teil: Kirche, Erbsünde, Glaubenskriege, Kreuzzüge, Fundamentalismus, Fanatismus und Dogmen – all diese Aspekte beeinflussen meine „Weihnachts“-Erfahrung, also die innere Repräsentation meines Glaubens.
Wenn du sagst: „Das kann ich voneinander trennen“, dann wirst du vermutlich einen starken Glauben haben, der von Vertrauen und innerer Führung geprägt ist.
Falls nicht, lies nochmal weiter.
Überschrift #4: Warum überhaupt Glauben?
Lässt sich dieses ehrfürchtige Thema mit "inneren Repräsentationen" erklären? Vermutlich nicht. Ich mag die Überzeugung, dass es etwas Höheres als den Menschen gibt. Etwas, was ich nicht mit ein paar Buchstaben "erklären" kann. Das ist meine "innere Repräsentation". Die mir übrigens durch viele schwierige Zeiten hindurch geholfen hat. Einige nennen es Liebe, die anderen Universum oder Mutter Natur. "Ein Gott der tausend Namen". Ganz gleich welche Begriffe es sind, es geht einzig und allein um die "Erfahrbarkeit".
Warum sollte der Glauben an etwas Höheres sinnvoll sein? Es gibt in dem Bereich viele spannende Untersuchungen. Jedoch gestaltet sich das Thema Messbarkeit in dem Bereich offensichtlich schwierig. Wie kann man Glauben oder Unglauben messen? Dann gehen wir wieder in die Bedeutungsebene. Für mich trägt die Verbindung zu etwas "Höherem" gewisse Aspekte in sich: Ehrfurcht, innere Führung, Demut und Vertrauen. Für mich erzeugt diese Ebene.. die Magie im Leben. Eine Tiefe, auf die ich keinen Einfluss habe. Das Gefühl, ein Teil von etwas Größerem zu sein. Das beantwortet viele Fragen. Und lässt viele eigene Probleme kleiner werden.
Überschrift #5: Fazit
Sich der eigenen inneren Repräsentationen bewusst zu werden, ist nicht immer angenehm. Ich sehe es wie Jung: Jeder von uns trägt ein inneres Bedürfnis nach Spiritualität in sich. Unabhängig davon, welchen Weg ich wähle – sei es durch die Verbindung zur Natur, den Besuch der Kirche oder durch Meditation – es gibt kein richtig oder falsch. Was aus meiner Erfahrung jedoch hilfreich ist: Selbstreflexion über das Thema Glauben. Wie habe ich meinen Glauben konkret aufgebaut? Ich bin überzeugt, dass wir diese Verbindung alle als Kinder in uns hatten.
"Wer wahrhaft bittet, dem wird gegeben".
Vielleicht entscheide ich mich heute ganz bewusst für diese Verbindung. Und der Rest entsteht. Wenn ich mit Menschen spreche, die einen starken Glauben leben, ist es immer das Gleiche: "Es sind die Glaubenserlebnisse, die meine Fragen beantwortet haben".
Jetzt zitiere ich die Bibel. Wie du das bewertest, liegt ganz bei dir.
...man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es! oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.* *Luther übersetzte Vers 20b.21: "Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden. . . sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch". Lukas 17,21
Dein Brian
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