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AutorenbildBrian Neuhöfer

Ohne Verantwortung keine Veränderung: Dein Leben in deinen Händen

Boxer mit 2 Trainern in der Ringecke
Foto by Jarno Media

Im Leben stehen uns oft Mentoren, Wegbegleiter und manchmal auch Besserwisser zur Seite. Ähnlich wie in einem Boxkampf, kannst du dir die besten Tipps, Ratschläge und Anleitungen für dein Leben holen, doch wenn es drauf ankommt, stehst du im Ring. Du mit dir. Allein verantwortlich dafür, ob du getroffen wirst, genügend trainiert und regeneriert hast. Ein ziemlich sensibles Thema und für viele unangenehm.


Doch besonders dann, wenn es unangenehm ist und der Widerstand groß wird, sind die Geschenke nicht weit. Viele Dinge, die du in diesem Blog lesen wirst, weißt und kennst du bereits.


Lass dich daran erinnern, dass Offenheit und Neugier ein wichtiger Faktor für Wachstum sind. "Das kenne ich schon" macht das Gehirn sofort zu. Nur weil du es kennst, heißt nicht, dass du es kannst. Und nur weil du es kannst, heißt noch lange nicht, dass du es auch machst und lebst. Warum Verantwortung der Türöffner für Selbstwirksamkeit ist und wie Schuld diese lähmt, erfährst du in diesem Beitrag.


Überschrift #1: Verantwortung in meinem Leben

Überschrift #2: Der Rucksack unserer Vergangenheit


 

Überschrift #1: Verantwortung in meinem Leben


Lass uns mit einer persönlichen Anekdote starten. Es gab eine Zeit in meinem Leben, in der ich wiederholt Frauen nach Schema XY kennengelernt habe. Wenn du mich damals gefragt hast, wieso es denn dieses Mal nicht funktioniert hat, habe ich dir unzählige Gründe auf Seiten der Frau nennen können, wieso sie nicht die Richtige für mich ist. Das Einzige, was ich auf meiner Seite gesucht habe war, dass "Es mir nicht passt". Das wars.


Wie du dir vorstellen kannst, war das nicht sehr erfolgreich. Doch irgendwann kam der Moment, an dem ich müde davon wurde. Eine Stimme in mir wurde lauter, die es so nicht mehr akzeptieren konnte. Treffe ich wirklich immer die "falschen" Frauen? Aus Frustration entstand eine Weg-von-Schmerz Bewegung, die dazu führte, dass ich den Blick auf mich werfen musste. Und das war sehr unangenehm. Ich habe den Wunsch verspürt, wahrhaft und ehrlich zu leben, handeln, denken und fühlen. Auch wenn ich damals nicht wusste, wie das aussehen sollte, war das Bedürfnis nach einem authentischen Leben größer, als die gefühlte Inkompetenz, bzw. die Sorge vor der fehlenden Strategie.


Ich habe Verantwortung für mein Handeln übernommen. Ein winziger Schritt, der einen riesigen Domino Effekt erzeugt hat. Heute weiß ich: Das war einer der klarsten Momente meines Lebens. Ab dem Moment, war mein Gegenüber nicht mehr Schuld an der Situation. Für mich damals ein neues Paradigma und wirklich schwer zu akzeptieren. Aber warum das einer der wichtigsten Schritte in meinem Leben war, erfährst du weiter unten.


„Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“ (Molière)

Boxer mit Trainern in der Ringecke
Foto by Jarno Media

Überschrift #2: Der Rucksack unserer Vergangenheit


Wir alle tragen ihn mit uns: den Rucksack unserer Vergangenheit. Der eine hat nur ein paar leichte Hefte, einen Stift und ein kleines Buch dabei. Der andere schleppt die Atlanten der ganzen Klasse. Egal wie vollgepackt dieser Rucksack ist, eines haben wir alle gemeinsam – wir tragen ihn selbst. Doch wie kommt es, dass manche Rucksäcke so viel schwerer wiegen als andere? Wer hat dem Kind die schweren Atlanten hineingepackt?


Vielleicht waren es die Klassenkameraden, die ihn drangsaliert haben. Sind sie nun schuld? Oder liegt die Verantwortung beim Kind, weil es sich nicht gewehrt hat? Weil es sich keine Unterstützung bei der Lehrkraft geholt hat? Und wenn es das nicht konnte – vielleicht, weil es zu Hause keinen Rückhalt erfahren hat – sind dann die Eltern schuld? Könnte sein. Aber was, wenn auch die Eltern in eigenen kindlichen Mustern gefangen sind, weil ihnen selbst nie beigebracht wurde, wie man sich abgrenzt und für sich einsteht?


So könnte man die Schuld immer weiterreichen – zurück in die Zeit, zu den Großeltern, und schließlich zu Adam und Eva. Oder darüber hinaus auf einer spirituellen Ebene: Warum bin ich ausgerechnet in diese Familie hineingeboren worden?

Diese Fragen führen uns zu einem Punkt, an dem wir uns festfahren können. Aber statt uns im Kreislauf der Schuldzuweisung zu verlieren, schauen wir lieber darauf, was wirklich hilfreich ist. Lass uns das Thema Schuld näher betrachten.


Boxer mit Trainer in der Ringecke
Foto by Jarno Media

Überschrift #3: Schuld, Selbstwirksamkeit und Macht.


Schuld kannst du nicht gewinnen, denn Schuld findet in dir statt. Das Schwierige bei der Schuld ist, sie klebt Emotionen. Sie ist wie eine klebrige Substanz, die sich tief in unsere Emotionen einnistet. Sie haftet uns an und verbindet uns mit der Vergangenheit – ein unsichtbares Band, das uns davon abhält, voranzukommen und loszulassen. Dabei ist die Vergangenheit nichts weiter als Biochemie in unseren Köpfen, gespeist von Erinnerungen und Emotionen. Doch Schuld macht sie lebendig und hält uns fest.


Das Tückische: Wem du die Schuld gibst, dem gibst du auch die Macht, deine Situation zu verändern. Schuld – wie auch Scham – ist eine soziale Emotion. Sie hat ihren Platz, wenn es um Verhalten geht. "Ich habe einen Fehler gemacht, und ich trage die Verantwortung dafür." Das ist gesund, denn es ermöglicht uns, die Balance wiederherzustellen. Doch wir neigen dazu, von der Verhaltensebene auf die Identitätsebene zu rutschen: "Du hast das getan, also bist du ein schlechter Mensch." Und genau hier beginnt das Problem.

Denn auf dieser Ebene blockiert Schuld jegliche Veränderung. Indem wir sie verinnerlichen, machen wir uns handlungsunfähig. Oder wir geben sie ab und erwarten von anderen, dass sie uns retten. Doch so funktioniert das Leben nicht. Niemand wird kommen und uns befreien.


Vielleicht sind wir nicht verantwortlich für die Wunden, die uns zugefügt wurden. Aber wir tragen die volle Verantwortung dafür, wie wir heute damit umgehen. Vergebung mag ein Weg sein, doch sie ist nicht immer einfach. Sie braucht Zeit und oft auch den Mut, die mit der Schuld verknüpften Emotionen zu durchleben. Andernfalls täuschen wir uns selbst, wenn wir glauben, vergeben zu haben, während wir die Wut oder den Schmerz tief in uns begraben.


Das Bewusstsein, dass Schuld auf der Identitätsebene wenig Sinn macht, kann uns jedoch in Bewegung bringen. Auf Verhaltensebene bleibt sie essenziell: Ein aufrichtiges "Es tut mir leid" oder eine Entschuldigung kann Systeme ins Gleichgewicht bringen. In schwerwiegenderen Fällen mag die Justiz nötig sein, um eine Verletzung auszugleichen. Aber auf der Identitätsebene? Da ist Schuld ein Klotz am Bein, den wir ablegen können – für uns selbst, für unser Wachstum, für ein leichteres Leben.


Überschrift #4: Verantwortung


Stell dir vor, dass du einen Boxkampf verlierst. Danach bist du bei deinen Trainingspartnern und fängst an dich zu beschweren: "Ja, der Trainer war nicht regelmäßig da, unsere Ausrüstung ist schlecht, wir haben so selten Training".


Das wird nicht unbedingt auf Resonanz stoßen, um es mal nett auszudrücken. Im Sport ist es mit dem Thema Verantwortung oft klarer. Warum fällt uns das im Alltag so schwer? Weil die Konsequenzen oft verzögert auftreten, das Feedback nicht direkt spürbar ist und viele Mechanismen unbewusst ablaufen. Doch genau hier liegt der Schlüssel: Statt Ausreden zu suchen, stelle dir die Frage, wem du die Schuld für dein Scheitern gibst. Diese Erkenntnis erfordert Selbstreflexion – und die ist selten bequem. Aber sie ist der erste Schritt.


In welchem Bereich deines Lebens gibst du die Verantwortung ab? Wo würde der größte Hebel für dich entstehen, wenn du Verantwortung für dein Denken, Fühlen oder Handeln übernimmst?

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