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Mein Heilungsweg

  • Autorenbild: Brian Neuhöfer
    Brian Neuhöfer
  • vor 20 Stunden
  • 6 Min. Lesezeit
Statuen im Jungle

Ab und an fragen mich Klienten, wie ich es geschafft habe, auf dem Weg der Heilung nicht aufzugeben. Und wenn du ihn gehst, dann weißt du, was ich meine. 


Vielleicht bist du aktuell überfordert, müde oder siehst keinen Ausweg, dann sind die wenigen Worte hier für dich.


Du bist nicht allein.



Welchen Weg wähle ich?


Mich zu verändern, hat mir alles abverlangt.


Für mich ist es ein Wunder, wie mein Leben heute ist.


Aber nicht narzisstisch überhöht gemeint, sondern einfach unvorstellbar für mein jüngeres Ich.


Ich bin gerade 14: Papa alkoholkrank, meine Eltern getrennt, Mama geht es auch nicht gut, ist irgendwo auf Kur. Meine Eltern lieben mich, ich liebe sie. Über alles.

Eine große Sehnsucht in meiner Brust: Wo seid ihr?


Gewalt, Einsamkeit, Drogen.


Einige Jahre später: Hamburg im Herbst. Es regnet. Ich komme zu mir.. und wache auf, aus einer bleiernden Spirale.. von Funktionieren, Überleben, Zittern.

Angststörung und Panikattacken.


Es sind 2 Monate nach dem Tod meines Vaters. 


Ich sitze dort, schaue aus dem Fenster.. Es regnet draußen. Ein Grau durchzieht einen kalten Tag in einer für mich viel zu großen und anonymen Stadt. 


An diesem Tag bekam ich ein Geschenk - ein Moment voller Klarheit: Es packt mich eine tiefe Sehnsucht. Ich will ein neues Leben. Ein Ehrliches. Ein Friedvolles. Ein Ruhiges. Ohne Kampf, Hass, Rachegedanken, Verzweiflung, oder Betäuben.


Ich konnte nicht mehr, war verzweifelt. Ich war am Ende. Es war, als hätte meine Seele geschrien. Meine Gedanken und Emotionen haben mich verrückt gemacht. Ich war in meinem eigenen geistigen Gefängnis gefangen. 


Gleichzeitig konnte ich mich nicht öffnen bei Freunden oder Familie, habe keinen Ausweg gewusst. Ich war kurz davor, aufzugeben. 


Kein starker Glaube. Keine Partnerschaft. Keine intakten Familienverhältnisse. Kein Vertrauen. 


Dafür eine handvoll guter Freunde und etliche Versuche aus meinen Ängsten herauszuwachsen. 


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Ein nächster klarer Moment folgte und ich wusste: Es braucht einen neuen Weg. Aus Schmerz war ich bereit, Alles zu opfern. Alles. 


Ich stand an einem Scheideweg, das war mir damals bewusst. Biege ich links ab..und gehe weiterhin den gewohnten Weg? Doch dieser Weg war kurz. Schon fast vorbei. Am Ende dieses Weges war nur eins: Eine Klippe.

Kein Licht am Ende dieses Weges.. aber ich wusste: Gehe ich weiter, verliere mich in der Dunkelheit.


Traue ich mich, rechts abzubiegen? Woher soll ich die Kraft nehmen? Wie etwas Neues erschaffen, wenn das Alte nichts trägt? Und das Alte, ein Nervenkostüm an einem Streichholz dünnen Faden ist?


Nicht, dass der richtige Weg angenehmer war. Aber er war richtig. Und irgendwas in mir wusste genau das. Ich bin zutiefst überzeugt, dass es einen richtigen Weg gibt.


Und der neue Weg startete mit einer Entscheidung.


Ich fing an mich zu bewegen. Schritt für Schritt. Am Anfang waren es nur Millimeter. 3 vor, 2 zurück. Jeden Erfolg in meiner Psyche habe ich mir hart erarbeitet. Jeden Zentimeter habe ich mir mühsam erschlossen. 


Was es mich gekostet hat? Alles.


Ich habe meine Überzeugungen, mein Weltbild, meine Identität geopfert. 

Rückschlag nach Rückschlag.


Immer wieder zogen mich meine Überzeugungen in den Abgrund. "So muss ein Mann sein, das kannst du nicht durchgehen lassen, so muss man das machen usw usf."


Aufgrund eines Vorfalles, hatte ich entschieden: So möchte ich nicht mehr sein. Und dann? Hochaggressiv (dahinter tiefe Traurigkeit), aber total unterdrückt.


Mut gefasst: Therapie und Coaching angefangen: Die Panikattacken wurden noch schlimmer. Es packte mich der Wahn. Ich hatte Angst, dass ich verrückt werde und es mich meinen Verstand kostet. Ich verlor jegliches Vertrauen in mich selbst. 

Ich habe alles gegeben, um da rauszuwachsen. Ich bin innerlich an all meine Barrieren, Blockaden und Trauma gestoßen, so, dass ich etliche Male aufgeben wollte. 


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Der Ursprung aller Kriege startet im Innen. An dem Ort, den viele Menschen fürchten. Ein Kriegsfeld aus Abwertungen, Flüchen und Destruktion.


Einige Menschen behandeln das Leben, als wäre unter Ihnen ein Kilometer dickes Sicherheitsnetz. Das sie immer auffängt, wenn sie fallen. Und dann klingelt plötzlich das Leben an der Tür. Tod, Krankheit, Verlust.


Und plötzlich realisiert man: Jahrelang hat man auf einer hauchdünnen Scheibe Eis getanzt, in der Hoffnung, dass es immer so bleiben wird.


Und dann bricht man ein. Erst sind es die Füße, dann krabbelt das Wasser langsam hoch bis zu den Knien, man verliert die Kontrolle. Angst und Panik steigt auf: Existenz. Nacktes Überleben. 


Wohin? Was ist, wenn es so bleiben wird? Sterbe ich?

Die Wahrheit befreit. Immer. Und was ich gemacht habe? Mich und andere angelogen. Aus Feigheit.


Eine einzige Sache trug mich durch die Zeit, als ich durch das Eis gebrochen bin. Etwas, was mich gestützt hat, wenn ich drohte zu kippen, das mich zurück auf den Weg holte, wenn ich von ihm abwich: Mein Glaube. Zu dem Zeitpunkt erstickt, verschlossen und negativ aufgeladen durch Kirche und co.


Aber ein ganz kleines Fünkchen brannte noch in mir. 


Dieses kleine Licht zeigte sich in einer meiner dunkelsten Stunden. Wieder einmal schweißgebadet und mit Panikattacke hochgeschreckt, wie ein in der Wildnis gejagtes, angeschossenes Tier. Hechelnd, panisch, verzweifelt. 


Nur ohne Krieg im Außen. Meine Feinde? Meine Gedanken, Emotionen, Bilder und Filme aus der Vergangenheit.. und Horrorfantasien aus der Zukunft.


Die dunkle Nacht der Seele. Einige Nächte hintereinander habe ich geschrien, geschwitzt und hatte innerlich nichts mehr. Außer dieses kleine Licht.


Mir dämmerte es.. und ein Teil in mir ahnte, was zu tun war.


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In den letzten Jahren habe ich aus diesem Licht ein Feuer gemacht. Eine Flamme, welche mir den Weg weist, wenn ich von ihm abkomme. Etwas Wärmendes, wenn Kälte aufzieht. Das, was mich wieder weich macht, wenn ich mich verschließe. Die Quelle um andere anzuzünden, wenn ihr Licht ausgegangen ist.


Für mich ist es Gott. Die Liebe. Das Universum. Der Gott der tausend Namen.

Das Größte, Schönste, Stärkste, liebevollste in meinem Leben. 


Was mir auf diesem Weg klar wurde: Dieses Licht färbt das Leben. Aus Grau wird bunt.


Doch wenn man drüber redet, verlässt es den Raum. So, als könnte man es mit Worten nicht greifen. 


Manchmal kann man es sehen, hören, schmecken oder riechen. In Kinderaugen, in der Natur, im Herzen. 


Das was ich verliere, wenn ich mein Leben Im Ego und im Panzer steuere. 


Das, worauf ich mich immer wieder rückbesinne und das, was mich darauf hinweist, dass ich falsch abgebogen bin. 


Vielleicht machst du dein Licht auch wieder an. Warte nicht. Wenn ich es geschafft habe, dann schaffst du es auch.


Denn wer geht aus Morast, dem undurchsichtigen Wald zurück, auf den richtigen Weg, sobald man von ihm abgekommen ist?


Ich selbst. Du selbst. Wir selbst.


Niemand anderes. Wir entscheiden uns dafür.


Immer wieder aufs Neue. 


Denn alles Gute wird erzittert und erbibbert.


Meine Arbeit hilft, den Weg dahin freizumachen. Wer gefangen ist in seiner Ich-Struktur, der Gedanken und Emotionen pflegt, die im Kern aus der Vergangenheit kommen, deshalb spaltet und trennt, wird es schwer haben, das Licht anzuzünden und zu pflegen. 


Mit einem ruhigen Geist lässt sich eine Kerze viel besser anzünden. 

Wer sein Panzer abbaut, wird sein Selbst erkennen. Und wer davon einmal gekostet hat, wird nie wieder etwas anderes wollen. 


Das macht es nicht direkt einfacher. Aber wahrhaftiger, erfüllender, sinnvoller und schöner. 


Wenn die Liebe wieder fließt, wird das Leben wieder bunt und lebendig. 

Lachen, bis sich der Bauch krümmt. So tief entspannen, dass man selbst in fremden Ländern im Bus einschläft. Vertrauen in den Partner haben. Das Leben als magisch, ehrfürchtig und demütig empfinden. 


Und wenn man reinscheißt, alles versäumt und bitterlich versagt, nicht auf sich selbst einzuschlagen. 


Sondern sich selbst in den Arm nehmen und Hilfe annehmen können.


Und sich trotzdem in den richtigen Momenten selbst einen Arschtritt verpassen.

Genießen. Stille aushalten. Körper und Geist an einem Ort. 


Heute ist der Ort, an dem ich den tiefsten Frieden empfinde, mein Geist. Mein Innenleben. Mein Zuhause. Mein Herz. 


Ich habe jeden blutverschmierten Pflock vom Schlachtfeld entfernt, eine verdammte Blumenwiese gestreut und sitze heute dort, mit meiner wunderbaren Familie, Freunden, mit meiner Partnerin.


Aber davon wäre wohl nichts eingetreten, wenn ich links abgebogen wäre.

Jeder von uns trägt Ängste. Viele davon tarnen sich clever hinter Masken. Außen viel: innen leer. Ein Produkt der Angst. 


Viele Menschen heute wünschen sich außen mehr. 

Einige verstehen diese Illusion und heilen von innen heraus.


Aber ist dann alles gut, wenn ich mich meinem Schmerz stelle? Nein. Die nächste Illusion, die geplatzt ist.


Die zweite große Angst: Freiheit. Plötzlich ist alles Paradies und Frieden? Wer ist man abseits von den eigenen Rollen und Erwartungen? Das verlangt einem nochmal genau so viel ab, wie sich dem Schmerz zu stellen. 


Die wenigsten Menschen können das nehmen und gehen/bleiben deshalb im Alten. 


Und daran denke ich immer dann, wenn die Versuchungen mich verschlingen wollen. Nur heute sind es keine Drogen, sondern meine Muster und fehlendes Bewusstsein. 


Eine typische Geschichte, von einem ganz normalen Jungen vom Dorf, den es verglichen mit anderen Schicksalen noch sehr gut getroffen hat. 


Aber ich hatte auch Glück: Als ich bereit war, erschien der Mentor. 2-3 wirklich wichtige Menschen auf meinem Weg, haben mich immer wieder an mein Licht erinnert und mir dabei geholfen, dass die Flamme nicht mehr aus geht.


Und wenn ich in diesem Leben irgendwann das Feuerzeug entdeckt haben sollte, werde ich es wohlwollend einsetzen. 


Und bis dahin, mache ich weiter mit meiner Arbeit. 


Weil auch die ist gut. Für Kinder. Und wer dort einen Einfluss nimmt, wird immer Sinn empfinden. 


Sorg dafür, dass dein Licht nicht ausgeht. Du es hütest, umsorgst und wenn es sein muss, auch mal in die Dunkelheit gehst, um dort für ein wenig Helligkeit zu sorgen. 


Das was du in dir liebst, lässt dich los.


Das, was du nicht willst, musst du ständig im Blick haben.


Dein Brian 



 
 
 

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