Den inneren Krieg beenden: Emotionale Arbeit auf dem Prüfstand
- Brian Neuhöfer
- 20. Mai
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Mai

In diesem Blogbeitrag ziehe ich ein Resümee: Was bewährt sich wirklich im Bereich emotionaler Arbeit, und genügt sie allein, um ein friedliches, erfülltes Leben zu führen? Ich werde all das zusammentragen, was ich in den letzten Jahren durch meine Arbeit mit unzähligen Klienten, durch Bücherstudium, Ausbildungen und persönliche Selbsterfahrungen sammeln durfte. Darüber hinaus lade ich dich zu einer kleinen philosophischen und spirituellen Reise ein, denn für mich bildet gerade diese Ebene eine entscheidende Facette unseres Geistes.
Überschrift #1: Warum dir emotionale Arbeit nur bedingt weiterhilft
Überschrift #2: Beobachtungen und Entwicklungen
Überschrift #3: Haltung und Liebe
Überschrift #4: Fazit
Vielleicht kennst du solche Momente: Es wird ruhig im Außen, dadurch manchmal auch zwangsläufig im Innen. Gestern war einer dieser Tage für mich: Absolute Entspannung, keine festgelegten Termine - und das alles bei 25 Grad und blauem Himmel. Ich bin so zur Ruhe gekommen, wie lange schon nicht mehr. Über Stunden hinweg war ein ganz tiefer Zustand von Frieden in mir. Keine Wünsche - kein Mangel. In solchen Momenten driftet mein Geist automatisch in kreative Prozesse und verbindet Gelerntes mit möglichen Optionen. Geschrieben, gelesen und tolle Gespräche geführt. Nichts verlangt, nichts gewollt. Und dann gab es da diesen Moment, der den Aufhänger für diesen Blogbeitrag gestellt hat - eine Erkenntnis, ausgelöst durch ein Telefonat mit einem Klienten.
Ich bin unfassbar zufrieden mit meinem Leben, empfinde es als erfüllend, darf tolle Menschen an meiner Seite haben und einfach das tun, worauf ich Lust habe. Und die Erkenntnis? Das, was es so besonders und oft sehr leicht macht - ein widerstandsloses Leben.
Heute gibt es ein Resümee aus über 100 Bücher zum Thema Persönlichkeitsentwicklung, Unzählige 1:1 Arbeiten mit Klienten, über 100 Selbstbegegnungen in Coaching und Therapie, 60000.- Euro für Ausbildung, abgehaltenen Gruppenmentorings, Workshops und Webinaren: Ein Destillat inklusive radikaler Ehrlichkeit über Coaching, Therapie und persönlicher Entwicklung.
Auf dieser Liste fehlt für mich übrigens nur noch das Ausbilden in meinem Job - aber das wird in den nächsten Jahren angestrebt.
Warum dir emotionale Arbeit nur bedingt weiterhilft - ein Resümee
In den letzten 5 Jahren habe ich unzählige Formate zur Emotionsregulation- und Verarbeitung ausprobiert - in einigen von Ihnen habe ich mich ausbilden lassen.
Welche Gemeinsamkeiten ich dabei erkannt habe - und warum sie nur bedingt weiterhelfen.
Dazu zählen: EmTrace, NLP, EMDR, Systemisches Stellen, Meditation, Emotionscode, Gestalttherapie, Verhaltens- und Gesprächstherapie, Meditation, Visualisierungen, Affirmationen, Healing-Code, Akupunktur, MBSR, Dialektisch-Behaviorale Therapie, Hypnose, Körperintelligenz, Dyade, Energiearbeit, Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, Psychoanalytik, Human-Design, Lebenszahlen usw. usf.
Ich habe gesucht - nach der einen Technik. Nach dem Schlüssel. Nach Erleuchtung. Nach Erfüllung.
Doch nichts davon habe ich in einer Technik gefunden.
Doch jede dieser Techniken hatte seinen Platz und vor allem das richtige Timing. Mein Fazit? Emotionale Arbeit, Trauma-Aufarbeitung, symbiotische und systemische Verstrickungen lösen, Biographiestress verarbeiten, Arbeit mit inneren Anteilen = Die Arbeit, die 99% der Menschen nicht machen. Sich friedlich von der Vergangenheit, den Eltern, Erlebnissen und aufgestülpten Werten zu lösen, um das Eigene zu leben - für mich ein wichtiger Garant für ein freies, selbstbestimmtes und schönes Leben. Diese Techniken und Formate helfen einem, sich innerlich weiterzuentwickeln - den nächsten Schritt zu machen. Und für viele - überhaupt erstmal in Kontakt mit sich zu kommen.
Aber führt alleine das schon zu einem inneren Frieden? Für mich ganz klar: Nein.
Beobachtungen und Entwicklungen
In regelmäßigen Abständen arbeite ich mit Gruppen zusammen - aktuell sind es Zeiträume von zwei Monaten. Als ich anfing mich für dieses zusätzliche Modell der Zusammenarbeit zu entscheiden, kamen Fragen auf: Welche Inhalte nutze ich? Was ist die logische Kette von Modellen - Theorie und Praxis? Was hat mir auf meinem Weg geholfen? Was ist der rote Faden in den Geschichten meiner Klienten? Wie vereine ich Neurobiologie, Emotionale Arbeit und Trauma, mit Spiritualität, Liebe und Glauben?
Keine einfachen Fragen. Aber es machte mir Spaß darüber zu philosophieren und ein Programm zu konzipieren, von dem ich zutiefst überzeugt bin.
In psychologischer Hinsicht gibt es Tendenzen und Dynamiken. Wir sind alle so einzigartig aber zugleich weder besonders, noch funktioniert Psyche in der Entwicklungsdynamik unterschiedlich. Lediglich Trauma bricht diese Entwicklung.
So komplex und in vielen Fällen doch sehr greifbar und erklärbar.
Also müsste es doch einen Fahrplan geben, der konkret zu innerem Frieden führt?
Ja. Und Nein.
Eins habe ich durch die Arbeit mit Klienten verstanden: Ich kenne den Weg nicht, also kenne ich die Lösung nicht. Ich weiß nicht, was das Richtige für meine Klienten ist. Für niemanden auf dieser Erde.
Macht es diese Arbeit sinnlos? Nein, ganz und gar nicht.
Beim Konzipieren des Programmes ist mir eins wieder bewusst geworden: Es sind nicht die Techniken. Es ist nicht das Wissen über Psyche, Trauma oder Dynamiken.
Es ist zum einen die emotionale Qualität meines Lebens - und zum anderen: Die Haltung. Über die emotionale Qualität habe ich schon unzählige Male geschrieben - darum soll es hier nicht gehen. Lass uns tiefer eintauchen in das Thema Haltung und warum ich denke, dass es so enorm wichtig ist.

Haltung und Liebe
In der 1:1 Begleitung wurde mir irgendwann bewusst, weshalb einige Menschen trotz emotionaler Arbeit nicht zu innerem Frieden gelangen - es fehlt die Haltung. Mit der Haltung ist jedoch nicht nur meine "Einstellung" gemeint, also die Art und Weise, wie ich auf die Dinge blicke. Meine Überzeugungen, Glaubenssätze usw. sind stark mit Emotionen verknüpft. Würde ich das mit Haltung meinen, wäre die Lösung: Jeden emotional belasteten Stein in der Vergangenheit umdrehen = Innerer Frieden und Erfüllung.
Die Haltung ist für mich nicht nur etwas Emotionales oder Kognitives. Diese Ebene hat für mich eine philosophische wenn nicht sogar spirituelle Seite.
Warum der folgende Abschnitt schwierigen werden könnte: Ich schreibe jetzt gleich über das, was ich Haltung nenne - und nutze dabei Wörter wie: Frieden, Freiheit, Liebe, Glaube usw. - diese Begriffe sind für jeden von uns anders aufgeladen. "Glaube" ist für mich positiv besetzt, wobei sich da bei anderen schon der Magen umdreht. Lies das Folgende also möglichst bewertungsfrei - auch wenn das unmöglich zu sein scheint.
Haltung bedeutet für mich: Liebe leben.
Ja - ich weiß wie das klingt.
Lass uns versuchen das Mal auseinander zu nehmen: In der deutschen Sprache haben wir einen Begriff für verschiedene "Formen" der Liebe.
Das klassische Altgriechisch ist wohl das bekannteste Beispiel dafür, wie eine Sprache mehrere, voneinander streng abgegrenzte Begriffe für „Liebe“ kennt. Die vier bekanntesten sind:
Eros (ἔρως)– Bezeichnet leidenschaftliche, körperlich‐intensive Liebe, Sehnsucht und sinnliche Begierde.
Philia (φιλία)– Freundschaftliche, kameradschaftliche Zuneigung oder brüderliche Liebe (z. B. zwischen Freunden oder innerhalb der Familie).
Storge (στοργή)– Familiäre Zuneigung, insbesondere die natürliche Liebe zwischen Eltern und Kindern.
Agápē (ἀγάπη)– Selbstlose, bedingungslose Nächstenliebe; häufig in theologischen oder ethischen Zusammenhängen gebraucht, um die ideale Liebe zu beschreiben, die nicht auf Gegenseitigkeit oder auf Lust zielt.
Wenn ich also von "Liebe leben" spreche - meine ich damit natürlich nicht partnerschaftliche Liebe.
Die Liebe hat für mich Aspekte:
Demut
Bedingungslosigkeit
Nächstenliebe
Freude
Absichtslosigkeit
Annahme
Glaube
Wahrhaftigkeit
Hingabe
Vergebung
Für mich bedeutet es, dass diese zehn Qualitäten nicht isoliert „aktiviert“ werden, sondern sich gegenseitig bedingen.
Und dabei geht es aber nicht darum über eigene Grenzen zu gehen, sich blind aufzuopfern, nicht den Mund aufzumachen oder sich in spirituelle Höhen zu katapultieren und völligen Bodenkontakt zu verlieren.
"Liebe heißt nicht, lieb zu sein".

Ein ganz entscheidender Faktor in diesen Aspekten: Die Annahme. Wenn man emotionale Arbeit runterbricht, kannst du es so beschreiben: Das, was stresst, ist das, was nicht integriert ist, bzw. wogegen wir ankämpfen.
Ansonsten würden wir es aktiv verändern.. und weiterleben.
Die Annahme hat deswegen so einen Stellenwert für mich, weil sie so extrem viel Ruhe und damit Energie zurückbringt. Du kannst 100000 Stunden in Therapie und Coachings verbringen und trotzdem Stress haben, wenn der Postbote eine Stunde später kommt.
Es gibt Leute, die stehen immer auf der Siegerseite. Ihr Geheimnis: „Sie haben nie gekämpft.“ - Heinz Nitschke
Ich möchte dir kurz zeigen, wie sich die Annahme für mich aufbaut:
Polarität: Wollen und Ablehnung
Je stärker du etwas willst, desto intensiver lehnst du gleichzeitig ab, dass es gerade noch nicht da ist. Dieses unbewusste Tauziehen zwischen „ich will es haben“ und „ich kann es jetzt nicht haben“ blockiert dich und hält dich aus dem Fluss des Lebens heraus.
Heißt es, dass ich mir nichts mehr wünschen darf? Vollkommen bedürfnislos? Nein, ganz und gar nicht. Es geht nur um den feinen Unterschied von Bedingung. "Wenn XY nicht eintrifft, habe ich Stress, weil ich in einem Über-Wollen bin".
Je mehr ich will, umso mehr lehne ich ab.
Das gilt für jeden Lebensbereich. Es gibt Menschen, die lehnen soviel ab, dass Leben nur noch Kampf und Anstrengung ist.
Annahme bedeutet für mich: "Es ist wie es ist, aber es wird, was ich daraus mache".
Annahme bedeutet nicht: Lethargie oder blindes Akzeptieren. Für mich ist das Annehmen ein Akt, der den inneren Kampf aufgibt und es mir danach ermöglicht, meine Ziele anzugehen. Aber ergebnisoffen und ohne Bedingung.
In meiner Wahrnehmung gibt es zwei Gründe, weshalb ich nicht in die Annahme komme:
Ego - "Es muss so sein, so will ich es halt haben".
Emotionaler Schmerz - Trauma.
Es würde mir schwer fallen, einfach anzunehmen, dass meine Freundin sich von mir trennt, wenn ich unverarbeitete Verlusttraumen mit mir trage.
Wenn du interessiert daran bist, wie man die Dualität von Wollen- und Ablehnung auflöst, schicke mir eine Nachricht. Dann lasse ich dir eine Übung via PDF zukommen.
Die Annahme sorgt für Lebensfluss. Und in diesem Lebensfluss bin ich ergebnisoffen, und kann mich hingeben - das Leben bekommt eine Tiefe.
Das füllt das Herz. Und wenn ich dann noch versuche die Aspekte der Liebe zu leben, löst sich ganz viel Kampf auf.
Deshalb habe ich das Mentoring - neben der emotionalen Arbeit steht die Philosophie von Wu-Wei, die Aspekte der Liebe und auch die Spiritualität.
Ein idealer Weg um den inneren Krieg zu beenden.
"Wer wahrhaft siegt, hat nicht gekämpft - Sunzi"
Fazit
Emotionalarbeit ist für mich unverzichtbar: Das Aufarbeiten von Traumata, das Lösen biografischer Verstrickungen und die Arbeit mit inneren Anteilen öffnen Türen, die für 99 % der Menschen verschlossen bleiben. Durch Methoden wie EMDR, Gestalttherapie oder systemischer Arbeit, können wir uns friedlich von belastenden Erlebnissen lösen und einen Zugang zu unserem wahren Selbst finden. Sie schaffen den notwendigen Raum, um überhaupt erstmal in Kontakt mit uns selbst zu kommen und den nächsten Entwicklungsschritt zu wagen.
Doch alle Techniken der Welt nützen wenig, wenn nicht gleichzeitig unsere Haltung stimmt. Hier geht es nicht nur um kognitive Einstellungen, sondern um eine tiefgreifende, philosophisch-spirituelle Grundhaltung – ich nenne sie „Liebe leben“. Dazu gehören Demut, bedingungslose Nächstenliebe, Annahme, Hingabe und Vergebung. Wenn wir in diesem Sinne annehmen, dass Situationen, Menschen, das Wetter, unser Körper/Gedanken, Emotionen „sind, wie sie sind“, hören wir auf, gegen den Status quo zu kämpfen.
Wir lösen die Polarität von Wollen und Ablehnung auf, beseitigen den inneren Widerstand und gewinnen Energie für das, was wirklich zählt.
Der Weg zu echtem, nachhaltigem Frieden führt meiner Meinung nach über eine Kombination aus gezielter Emotionsarbeit und einer Haltung, die Wu-Wei-Prinzipien (Handeln ohne Zwang), die Qualitäten bedingungsloser Liebe und eine ergebnisoffene Gelassenheit vereint.
Am Ende deines Lebens werden all die Auszeichnungen in der Vitrine bedeutungslos sein. Deine Followerzahlen, deine Gehaltsabrechnungen – all das verblasst.
Was wirklich zählt, ist:
Wie intensiv du gelebt hast.
Wie echt du geliebt hast.
Wie tief deine Verbindung zu dir selbst war.
Genau darum geht es:
Weniger Denken. Mehr Spüren.
Weniger Müssen. Mehr Sein.
Weniger Leistung. Mehr Sinn.
Ein Training, das jeden Tag aufs Neue beginnt.
Dein Brian
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