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Authentizität in einer maskierten Welt: Wie du dich ohne Angst zeigst

  • Autorenbild: Brian Neuhöfer
    Brian Neuhöfer
  • 8. Juli
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 9. Juli

Ein Mann der schreiend zwischen zwei Masken steht

Unzufriedenheit ist oft der Anfang. Der Anfang von Reibung, Enge, innerem Aufruhr. Doch wo genau entsteht sie? Vielleicht dort, wo etwas in dir lebendig ist – aber keinen Ausdruck findet. Vielleicht dort, wo du dich nicht zeigst, nicht sagst, was du wirklich fühlst, nicht tust, was du längst spürst.


Viele Menschen tragen eine Maske – nicht aus Böswilligkeit, sondern aus Schutz. Aus Konditionierung. Aus Angst. Und solange du weißt, dass es eine Maske ist, kann sie hilfreich sein. Doch wenn sie zur Haut wird, beginnt der Körper zu sprechen: mit Spannung, Gereiztheit, Gedankenkreisen, Unruhe. Dann wird Unzufriedenheit zum Dauergast – leise, aber durchdringend.


Überschrift #1: Authentizität - wie Masken unser Selbst blockieren

Überschrift #2: Ausdruck - das Eigene leben

Überschrift #3: Unzufriedenheit und Selbstverantwortung

Überschrift #4: Fazit - Ein neuer Weg


„Die Maske ist nicht das Problem – solange du weißt, dass du eine trägst.“

 

Authentizität beginnt dort, wo die Maske durchlässig oder bewusst abgenommen wird.


 

Authentizität - wie Masken unser Selbst blockieren


Es gibt Rollen in unserem Leben, in denen uns die Maske schützt und vollkommen angebracht ist - als Lehrer in einer Schule, teile ich meine tiefsten Geheimnisse nicht mit meinen Schülern - als Fitnesstrainer teile ich meine sexuellen Gelüste nicht mit meinen Kunden. Anders als Mann/Frau in einer romantischen Paarbeziehung.


Wir halten fest: Der Kontext und die Rolle bestimmt.


Als professioneller Lehrer oder Fitnesstrainer ist es mir vielleicht vollkommen bewusst - das eine ist die Arbeit - und das Andere ist meine Paarbeziehung, Freundschaft, oder meine Rolle als Klient/Patient bei einem Therapeuten. Dort würde die Maske blockieren und schaden.


Eine Sache die voraussetzt, dass ich darüber bestimme, wann ich die Maske absetze oder durchlässiger werden lasse: Ich muss wissen, dass ich eine Maske trage. Hier kommen wir zum schwierigen aber auch spannenden Teil.


Maske nach C.G. Jung
Das Bild ist ein symbolischer Querschnitt durch die menschliche Psyche:
  • Links (weiß): Die Persona, unsere äußere Maske. Das, was wir bewusst nach außen zeigen.

  • Mitte (grau): Das Bewusstsein. Der Bereich, in dem wir denken, fühlen, Entscheidungen treffen.

  • Rechts (schwarz): Der Schatten, das Unbewusste. Er ragt mit seinen Flammenrändern in den bewussten Bereich hinein – das symbolisiert: Er wirkt auch dann, wenn wir ihn nicht sehen.


Ausdruck - das Eigene leben


Menschen möchten gesehen und anerkannt werden, sich bestätigt fühlen, in Verbindung gehen: Emotionale Resonanz erleben. Doch was setzt das Voraus? Dass ich mich zeige. Anders funktioniert es nicht.


Egal ob im Dating, im Job - in irgendeiner Art und Weise muss ich mich ausdrücken. Künstler tun es über ihre Kunst - in der Verbindung zum besten Freund teile ich "Geheimnisse, Fantasien und Ideen", die ich vielleicht einem Kunden nicht mitteilen würde.


Doch was ist, wenn ich auch dort gehemmt in meinem Ausdruck bin - wieso gelingt es mir nicht, meine Persönlichkeit zu zeigen?


Dort spielen zwei prägende Emotionen eine Rolle: Scham und Schuld.


Meine Fantasien teile ich nicht, weil ich mich für meine Sexualität schäme. Meine Business-Ideen teile ich nicht, weil ich denke ich sei nicht gut genug. Ich gehe nicht für meine Ziele los, weil ich aggressionsgehemmt bin (Bist du wütend, ist Mama traurig) - bspw. brauche ich auch am Markt eine gewisse Aggressionsenergie, um mich zu behaupten, durchzusetzen usw. Aus diesen unterdrückten Impulsen (Scham und Schuld wirken als Deckel) - entsteht Tonus/Spannung. Und dann spannt der Körper oder der Geist an - Unruhe, Gedankenkreisen, bis hin zur Angst und Panik.


Es ist nicht die Angst vor Trennung, Ablehnung, Fahrstuhl oder Fliegen - es ist die Angst vor dem Impuls der aufsteigen könnte. Lies das nochmal.


Mehr dazu findest du am Ende des Beitrages (Blog: Illusion der Angst).


Bernhard Voss Modell
Modell von Bernhard Voss © Hamburg

Der Körper spricht – wenn die Seele schweigt


Unzufriedenheit, die keinen Kanal findet, sucht sich einen anderen Weg. Und oft ist es der Körper, der beginnt zu flüstern – mit Unruhe, Spannungen, Schlafstörungen, Gereiztheit oder einer diffusen Angst. Manchmal ruft der Magen, manchmal das Herz. Hinter vielen psychosomatischen Symptomen steckt nicht nur ein medizinisches Ungleichgewicht – sondern ein Mangel an Ausdruck.


Wenn Gedanken nicht ausgesprochen, Gefühle nicht gefühlt und Impulse nicht gelebt werden dürfen, entsteht ein innerer Stau.

Ein Stau aus unterdrücktem Ausdruck. Und irgendwann drückt er durch.


Der Körper lügt nie.


Unzufriedenheit und Selbstverantwortung


Ich denke die Gründe für Unzufriedenheit sind vielfältig und außergewöhnlich. Doch im Bezug auf die Maske und dem Ausdruck steht uns oft eins im Wege: Wir selbst. Ich erlebe viele Erwachsene die nicht mehr offen sind, nicht mehr neugierig und mutig - viele die sich aufgegeben haben.. und Verantwortung abgeben oder Schuld und Selbstmitleid kreieren. Das mag sich manchmal für diese Menschen gut anfühlen. Kurzfristig. Ein kleines Hoch, doch es ist eine Illusion. Warum? Weil es nicht für Wachstum sorgt und Spiralen kreiert. Es findet neue Gründe, neue Projektionsflächen und neue Schuldige. Der Preis dafür ist hoch. Ein leidiges Drama und manchmal schwer mit anzusehen. Als Gegenüber ist es dann wie auf einer Tribüne: Es bleibt nur das Zusehen und Warten.


Ich war in einer ähnlichen Spirale gefangen und ich erinnere den Moment genau - Unzufriedenheit mit dem was war: beruflich und im Beziehungsleben. Und die radikal logische Erkenntnis war: Niemand wird kommen und das ändern, kein Mentor, Coach oder Therapeut. Das war ein wichtiger aber unangenehmer Moment. Warum? Weil ich in den Spiegel sah und wahrhaftig hinschauen durfte: Wo belüge ich mich selbst? Wo suche ich die Schuld im außen? Ist es wirklich wahr, dass ich Alles gegeben habe? Fragen die weh tun aber befreien, sofern ich danach in Bewegung komme, um den nächsten kleinen Schritt zu gehen.


Etwas von Außen hereinzunehmen: Das ist Wachstum. Sowohl im innen als auch außen.


Und um mehr Ausdruck zu finden, dürfen wir uns manchmal in ganz neuen Räumen begegnen und eins wieder lernen: Einen demütigen Anfängergeist.


Ablösung von den Eltern, um das Eigene zu leben: Einen neuen Berufsweg einzuschlagen, vielleicht das "Sichere" hinter uns lassen, eine eigene Familie gründen, aus dem Heimatdorf wegziehen - all das ist mit Schuld verbunden. Ganz hart gesagt: Wir verraten in Liebe. Um an eigene Kinder, Schüler o.Ä. weiterzugeben, dürfen wir von unseren Eltern nehmen, all das Gute - und das was uns nichts anging (Verstrickungen, Helfenwollen) bei ihnen lassen. So kann Ablösung gelingen. Eine lebenslange Aufgabe.


Ein Mann mit einer Maske vor dem Gesicht in der Hand

Gewissen


Es gibt kein gutes und böses Gewissen. Das persönliche Gewissen hat eine Aufgabe: Uns das Recht auf Zugehörigkeit in der eigenen Familie zu sichern. Um das Eigene zu leben, verstoßen wir manchmal gegen dieses Gewissen. Das folgt aber keiner Moral. Wenn die Ursprungsfamilie krumme und menschenfeindliche Werte vertritt, verändert das den Drang nach der Zugehörigkeit nicht.


„Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern manchmal viel mehr für das, was man nicht tut"— Laotse 


Fazit - Ein neuer Weg


Was würde passieren, wenn du deinen Instinkten, deinen Impulsen (siehe Modell oben) - eine neue Richtung geben würdest? Die Energie folgt deiner Aufmerksamkeit - und für alles was du denkst, wirst du im außen Beweise finden. "Alle Männer sind Arschlöcher" - Und dann siehst du sie nur noch, die Fehler und ihre Schwächen.


Ja und manchmal kostet es uns alles - sich wahrhaft zu zeigen, kann sich für den ein oder anderen wie ein Identitätsverlust anfühlen - und ich weiß wovon ich spreche. In Verbindung zu einer Partnerin durfte ich das Schritt für Schritt lernen, heute fällt es mir immer leichter, sowohl im Privaten als auch im Geschäft. Geboren wurde das Bedürfnis aber auch aus Unzufriedenheit: Da muss doch mehr gehen? Warum gibt es Menschen die sich so zeigen und damit auch in Kontakt gehen können? Ich habe mir das auch gewünscht.


Es ist nicht die Welt da draußen, die dich zurückhält. Es ist das, was du dir nicht erlaubst zu fühlen – oder zu zeigen.

Doch irgendwann wird klar: Du kannst dich nicht weiter hinter deiner Maske verstecken und gleichzeitig erwarten, in echter Verbindung zu leben. Nicht mit dir – nicht mit anderen.


Was also, wenn genau hier der Wendepunkt liegt? Wenn Unzufriedenheit keine Strafe ist, sondern ein innerer Weckruf: Da ist mehr. Mehr, was gesagt, gezeigt, gelebt werden will. Und ja – es braucht Mut. Es braucht Selbstverantwortung. Und es braucht einen ersten Schritt: Hin zu deinem echten Ausdruck.

Nicht laut, nicht perfekt – aber echt.


Nicht nur unsere Dunkelheit macht uns Angst – auch unser Potenzial, unsere Kraft, unsere Lebendigkeit. Sich zu zeigen heißt auch, sichtbar zu sein. Und wer sichtbar ist, kann abgelehnt werden. Doch genau hier liegt die Grenze, die viele nicht überschreiten – und dort beginnt Wachstum.


Jean-Paul Sartre sagt: Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt.


Mit dieser Freiheit kommt Verantwortung – für das, was ich tue, und das, was ich nicht tue. Unzufriedenheit ist oft die Reaktion auf die nicht genutzte Freiheit. Nicht das Außen engt uns – sondern die Angst vor der Verantwortung, die mit innerer Weite kommt.


Leiden ist leichter als Handeln.

Dein Brian


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